Internationaler Hansetag eröffnet Hansetag als europäisches Friedensfest

Neuss · (-nau) Mit einer Mischung aus olympischer Eröffnungsfeier, Salzburger Festspielen und viel Neusser Lokalkolorit begann am Donnerstagabend der 42. Internationale Hansetag in Neuss. Und das an einem Ort, der, wie es Moderator Wolfram Kons formulierte, den Neussern so viel bedeutet wie den Briten der Rasen von Wimbledon – der Schützenfestwiese im Rennbahnpark.

 Mit Rolf Lüpertz als Quirinus und Hanse-Kommissionsmitglied Angelika Quiring-Perl (2.v.l.) hielten Bürgermeister Reiner Breuer und Lübecks Oberbürgermeister Jan Lindenau (r.) an der Spitze der 97 Hanse-Delegationen Einzug im Neusser Rennbahnpark.

Mit Rolf Lüpertz als Quirinus und Hanse-Kommissionsmitglied Angelika Quiring-Perl (2.v.l.) hielten Bürgermeister Reiner Breuer und Lübecks Oberbürgermeister Jan Lindenau (r.) an der Spitze der 97 Hanse-Delegationen Einzug im Neusser Rennbahnpark.

Foto: Andreas Woitschützke

Die dort zum Einzug der 97 Delegationen aus Hansestädten zwischen Frankreich und Finnland intonierte Mottohymne „In the flow of time“, vorgetragen von einem Ensemble der Kammerakademie Neuss am Rhein unter Leitung von Christoph Konzc, war zugleich der musikalische Auftakt für ein langes und ganz besonderes Festwochenende. Das soll, so wünscht es sich Bürgermeister Reiner Breuer in seiner Begrüßung, in unruhigen Zeiten ein Zeichen des Friedens und der Völkerverständigung setzen.

Unter den Delegierten, deren Zug mit Applaus auf der Festwiese empfangen wurde, war auch Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel. Ihre Stadt hat den Antrag gestellt, diesem 1980 wiederbelebten Städtebund als 195. Mitglied beitreten zu dürfen. Sie freue sich, gab sie offen zu, dass das am Samstag bei der Delegiertentagung passieren wird.

Dinslaken schließt sich damit einem Kreis an, der „für ein geeintes und friedliches Europa steht“, wie es Lübecks Oberbürgermeister Jan Lindenau als Vormann der Hanse betonte. Und in dem Neuss als Gründungsmitglied eine feste Größe sei. „Hansetag lebt vom Zusammenkommen“, betonte Lindenau, der sich darüber freut, an diesem Wochenende in Neuss mit der Hanse-Familie nicht nur „den Blick über den Tellerrand der jeweils eigenen Geschichte zu heben“, sondern auch über Projekte zu sprechen, „die wir jetzt wieder angehen können“.

Neuss, versprach Breuer, sei gut vorbereitet und werde ein guter Gastgeber sein. „Genießen Sie Märkte, kulturelle Angebote und viel Musik“, lud er ein – und wies die Gäste auch auf den neu markierten Rundweg durch die Innenstadt hin, auf dem sie auf kurzen Wegen schöne und versteckte Orte entdecken können.

Ein guter Gastgeber zu sein, zeigt sich aber auch im Kleinen. So konnte die Kulturdezernentin Christiane Zangs einen Delegierten aus dem Baltikum „retten“, der mit seinem Wagen in den Hauptstraßenzug geraten war – zwischen Straßenbahn, Stände und Fußgänger. Denn Donnerstag war für viele Besucher der Anreisetag.

Während also auf den Parkplätzen rund um die City immer mehr Autos und Busse mit internationalen Kennzeichen landeten und sich in der Budenstadt des Hansemarktes auf Freithof und Münsterplatz erstes Leben regte, liefen im Kontrollzentrum des Hansebüros die letzten Vorbereitungen – geplante wie unvorhergesehene. So musste zum Beispiel ein neues Schild für die Repräsentanz der schwedischen Gäste aus Visby organisiert werden, weil das erste wohl Trophäenjägern zu sehr gefallen hat.

Im nächsten Jahr lädt
Polen zum Hansetag ein

Kleinigkeiten, die routiniert erledigt wurden. Man sei jetzt so drin, sagte Jürgen Sturm von Neuss Marketing, dass man die Organisation eines Hansetages glatt als Dienstleistung anbieten könnte. Ein Interessent wäre vielleicht das polnische Torun. Diese Stadt ist nämlich 2023 Gastgeber.

Obwohl am Donnerstag – außer Hanse-Jahrmarkt und Hafenmarkt – kaum Programm geboten wurde, war die Stadt schon früh voller Menschen. Aus dieser Menge machten sich am späten Nachmittag etliche auf den Weg ins Zeughaus, wo der Bürgermeister einen Empfang für die Delegierten gab. Unter ihnen waren Bernd Saxe und Michael Bouteiller als ehemalige Hanse-Vormänner aber auch Brilons Waldfee Zoe, die ihren Bürgermeister Christof Bartsch begleitete. Brilon war Ausrichter im Corona-Jahr 2021, konnte aber keine Gäste empfangen. Rainer Schäfer, Vorsitzender der Hanse-Gesellschaft Neuss, sagte der Waldfee ein klein wenig Kompensation zu. „Wir statten Brilon gene einen Besuch ab.“