„Humor ist nicht immer charmant“
Comedian Ingo Appelt spricht über Politiker und die Krise der Männlichkeit.
Grevenbroich. Mit „Besser...ist besser — Das Update“ gastiert Ingo Appelt am Samstag, 27. Januar, in Grevenbroich. Zum Interviewtermin ist der Komödiant superpünktlich, gut gelaunt und in Plauderlaune. Mit den Worten: „Sie suchen einen Praktikanten?“, stellt er sich vor. Kaffee könne er „sehr gut kochen“. Überhaupt steht der 50-Jährige „sehr gerne in der Küche“.
Herr Appelt, Sie sind wirklich gerne in der Küche?
Appelt: Ja, der Umgang mit den Maschinen erinnert mich an meine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Ich habe ja nach der Schule ursprünglich was Richtiges gelernt. In der Küche bin ich gerne, als Autodidakt habe ich es beispielsweise zum Barrista gebracht. Meiner Frau mache ich „Ingo-Frühstück“ und auch beim „Angeberkochen“ bin ich dabei (lacht).
Dazu passt der Titel Ihres aktuellen Programms „Besser . . . ist besser“.
Appelt: Im Grunde ist es die Weiterführung der Geschichte, die ich vor zwölf Jahren zu erzählen begonnen habe. Wobei ich mich ja vom Saulus mit dem ewigen „F“-Wort zum Paulus und Männerberater entwickelt habe.
Sie sind Männerberater?
Appelt: Ja. Was Martin Rütter für den Umgang mit Hunden, bin ich als Männer-Trainer.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Appelt: Ein Blick in die aktuelle Weltpolitik und ich frage mich, wer hat die rausgelassen: Donald Trump oder Recep Tayyip Erdogan, das sind rückwärtsgewandte, gefährliche und untersexte Männer. Sie stehen für die Krise der Männlichkeit. Mit ihnen geht es in die zweite Liga. Und in der zweiten Liga ist es für Männer schwer, denn es fehlt ihnen an Selbsthumor.
Was unterscheidet Frauen von Männern?
Appelt: Alles. Frauen mussten in den vergangenen 10 000 Jahren unter Männern leiden. Sie sind selbstironisch, können über sich lachen. Aber Männer gehen anders mit Frustration um, sie sind depressiv und richten sich gegen die Welt. Wenn sie nicht der Held sein können, haben sie ein Problem.
Mit „Besser. . . ist besser“ touren Sie seit 2015. Wie hat sich die Show entwickelt?
Appelt: Meine Programmtitel wechsele ich alle zwei bis vier Jahre. Aber was ich auf der Bühne mache, ändert sich beinahe täglich. Das ist ein Patchwork-Programm. Die erste Hälfte ist sehr aktuell, thematisiert Trump, die Koalitionsbildung und was in der Welt passiert. Das wechselt ständig.
Spüren Sie den Erwartungsdruck Ihres Publikums?
Appelt: Den empfinde ich als enorm. Das ist fürchterlich, denn ich soll ja lustig sein. Muss ich beispielsweise vor einem Fernsehauftritt einen Text abgeben, mach ich das auf den letzten Drücker. Da schrubbe ich vorher die Küche und mache alles mögliche andere. Müsste ich keine Texte schreiben, wäre ich total entspannt. Der Vortrag selbst ist dann wie ein Spaziergang. Aber der Entstehungsprozess ist verdammt anstrengend.
Darf Humor alles?
Appelt: Humor ist nicht immer charmant. Anders gesprochen: Man kann über alles lachen, aber nicht mit jedem. Sich herabzulassen, ist mir völlig fremd. Ich käme in der Geschlechterdebatte nie auf die Idee, ein Mann stünde über einer Frau. Schließlich bin ich in Zeiten der „Brigitte“ groß geworden.
Sie sind lange im Geschäft, kennen Höhen und Tiefen. Welche Fehler ärgern Sie?
Appelt: Ich bin ein Bruder Leichtfuß, unstrategisch und arbeite grundsätzlich aus dem Bauch heraus. Und weil ich prinzipiell gerne ins Becken springe, um zu planschen, gibt es gelegentlich auch Pleiten. Damit kann ich gut leben. Denn ich bin zwar frech, aber nicht berechnend. Und gnadenlos schon gar nicht.