Hundehalter fordern mehr Flächen

Der Umweltausschuss diskutierte lange über die Freilaufflächen für Hunde — echte Lösungen wurden aber kaum gefunden.

Foto: Lamm

Neuss. Hundehalter sollen mit dem nächsten Steuerbescheid für ihren Vierbeiner auch eine Karte in der Post finden, auf der Flächen eingetragen sind, wo sie ihren Hund ohne Leine laufen lassen können. Das zumindest wünschen sich die Mitglieder des Umweltausschusses, die am Dienstagabend lange über Hundefreilaufflächen debattierten. „Es gibt viele Konflikte, daher müssen wir eine handfeste Lösung haben“, sagte Ingeborg Arndt (Grüne).

Die wurde am Dienstag nicht gefunden. Unter dem Strich wurde vor allem beschlossen, die — nicht nur aus Hundesicht — winzigkleine Wiese unterhalb des Bahndammes an der Kreuzung Schorlemer/Kaiser-Friedrich-Straße, die schon seit Jahren als Freilauffläche gekennzeichnet ist, von dieser Liste zu streichen. „Da kann man keinen Hund laufen lassen. Der wird sofort überfahren“, sagte Heide Broll (FDP). Das war Mehrheitsmeinung. Aber sonst?

Auf die Tagesordnungs kam das Thema, weil die Verwaltung ratlos ist. „Wir sitzen zwischen den Stühlen“, gab Umweltdezernent Matthias Welpmann zu. Einerseits werde die Stadt mit Erholungsanforderungen der Bürger konfrontiert, andererseits mit Petitionen von Hundehaltern konfrontiert, die auf eine Ausweisung von neuen Freilaufflächen pochen.

Das aber passiert vorerst nicht. Die Kirmesplätze in Reuschenberg und Gnadental sind — auch dank Parkplatz für bequeme Anreise — aus Sicht der Stadt und nach sorgfältiger Prüfung grundsätzlich für diesen Zweck geeignet. Doch dann legte Welpmann dem Ausschuss einen Stadtplan vor, über den viele im Saal staunten. Denn die Fläche, auf der Hunde ohne Leine geführt werden dürfen, „übersteigt bei weitem die Größe der besiedelten Zonen“ — einschließlich der (Natur)-Schutzgebiete. Faustformel: Außerhalb der geschlossenen Siedlungen ist Hunde-Freilauf-Land. Überall.

„Mich wundert sehr, dass das so möglich sein soll“, gab Michael Ziege (SPD) zu. Mache Fläche sei Privatbesitz, und von Äckern müssten Hunde doch ferngehalten werden, sagt er. Thomas Kaumanns (CDU) verwies auf die Anleinpflicht auf Straßen und Wegen, die aber nach Darstellung der Verwaltung nur in der Innenstadt gelten soll.

Zu den Fällen, die außerhalb der Garten- oder der Straßenordnung der Stadt stehen, kamen andere Einwände gegen eine flächenhafte Freilaufzone. „Wir finden oft von Hunden gerissene Rehe im Bereich der Baumschule in Dierkes“, sagte Hermann-Josef Verfürth, ein Jäger. Verfürth ist aber auch Arzt und wusste zu berichten: „Wir behandeln jede Woche Menschen mit Bissverletzungen.“ Er sprach sich dafür aus, Hunde überall dort angeleint halten zu müssen, wo es Kinder, Jogger oder Radfahrer gibt — oder geben könnte.

Und die Lösung? Prinzipiell gelte, erklärte Welpmann, dass Hundehalter für ihr Tier verantwortlich sind und natürlich dessen Hinterlassenschaften einsammeln müssen und die Interessen etwa der Landwirte nicht ignorieren dürfen. Das war dem Ausschuss zu wenig. „Hundehalter benötigen Transparenz“, sagte Kaumanns, und Arndt gab zu: „Es wird immer komplizierter.“ Das Thema bleibt auf der Tagesordnung.