„Ich geh mit meiner Laterne . . .“
Beim Martinszug folgen dem Heiligen viele hundert Menschen durch die Stadt.
Neuss. Als sich St. Martin hoch zu Ross auf seinem Schimmel von den vielen hundert Kindern und Erwachsenen verabschiedet, recken die Mitgänger des Martinszuges noch einmal alle Laternen in die Höhe. Der untere Markt wird zum Lichtermeer. Runde, eckige, in allen Farben leuchtende und sogar blinkende Laternen Licht lassen die Innenstadt und St. Martins Gesicht strahlen.
Eine gute Dreiviertelstunde vorher hat sich der Tross hinter dem wohltätigen Heiligen im roten Mantel (gespielt von Bernd Herten vom St. Martins-Komitee Neuss-Altstadt) am Quirinus-Gymnasium in Bewegung gesetzt. Mehr als 800 Kinder mit Eltern und Lehrern sowie sieben Musikgruppen folgen ihm.
Darunter auch der vierjährige Rayanne, der mit seiner Mutter auf die anderen Kinder der Kita Weberstraße warten. Das Erkennungszeichen hält Rayanne in der Hand: Er kommt aus der Pinguingruppe, deshalb haben alle Kinder Pinguinlaternen gebastelt. Tiermotive sind eh gefragt: Löwen, Enten, Katzen und mehr sind zu sehen.
Dann geht es los, über Drususallee und Erftstraße zum Hauptstraßenzug. Rote Ampeln gibt es für St. Martin nicht — Polizisten sperren die Straßen. Busse und Bahnen fahren nicht. Immer wieder grüßt Martin die Menge. Die Kapellen spielen auf, am lautesten singen die Kinder beim Lied „Ich geh mit meiner Laterne“ mit — „rabimmel, rabammel, rabumm“.
Schließlich kommt der Zug vor dem Zeughaus zum Stehen. St. Martin grüßt die Kinder: Sie mögen die heimischen Bräuche in Ehren halten und Martin als Vorbild in Sachen Nächstenliebe folgen. Dann endet der Zug unter dem Geläut der Quirinus-Glocken.
Für die Kinder ist das Martinsfest aber noch nicht vorbei. Am Freitag bekommen sie in Schulen und Kindergärten Weckmänner vom St. Martins-Komitee — aus Spenden finanziert. Und schließlich stehen noch viele kleine Umzüge an. „Süüüßigkeiten“ sagt Lucas (8) dazu mit großen Augen. Er und sein Freund Maurice kommen aus der Kreuzschule und haben Laternen mit St. Martin in der Kirche gebastelt. Dass es nicht nur um Süßes geht, wissen sie: „St. Martin hat den Armen geholfen, indem er seinen Mantel abgegeben hat.“