Jeder Neunte von Zuglärm belastet
Dem Eisenbahn-Bundesamt zufolge sind 17 180 Neusser vom Bahnlärm betroffen. Sie können beim Lärmaktionsplan helfen.
Neuss. Zuviel Lärm kann auf Dauer krank machen. Zuglärm ist für viele Bürger ein Ärgernis — auch, weil es vergleichsweise wenig Erholung gibt. Thorsten Siebert, der den Lärmaktionsplan im Umweltamt der Stadt Neuss begleitet, kennt das Problem, selbst wenn die Belastung durch Zuglärm in den Zuständigkeitsbereich der Deutschen Bahn fällt.
„Während der Lärm beim Straßenverkehr abends und nachts zurückgeht, bleibt er beim Eisenbahnverkehr wegen der Güterzüge fast so laut wie tagsüber“, sagt Siebert. „Eisenbahnlärm ist für viele Bürger subjektiv belastend.“ Das Eisenbahn-Bundesamt hat jetzt die zweite Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Lärmaktionsplanung gestartet, sie läuft bis zum 7. März.
Lärmkarten und Daten des Bundesamtes zeigen: Insgesamt sind 17 180 Neusser in ihren Wohnungen von Umgebungslärm betroffen. Das heißt: Der sogenannte Tag-Abend-Nacht-Lärmindex (LDEN) liegt über 55 Dezibel. Nachts sind es sogar deutlich mehr Neusser.
60 Dezibel entsprechen einem normalen Gespräch in einem Meter Entfernung, 70 Dezibel einem Rasenmäher oder einer S-Bahn in sieben Meter Entfernung. Bei 6560 Neussern liegt die Umgebungslärm-Belastung (LDEN) zwischen 60 und 65 Dezibel. „Der Lärmaktionsplan ist eine Bestandsaufnahme, die zeigt, wo Menschen vom Lärm betroffen sind und wo bereits Lärmsanierungen gegriffen haben“, erklärt Heike Schmidt, Sprecherin beim Eisenbahn-Bundesamt.
„Wir geben damit Politik und Bahn ein Werkzeug an die Hand, stellen ihnen Informationen zur Verfügung.“ Der Plan enthält zudem Ziele und Strategien zur Lärmminderung. Ziel ist es, den Bahnlärm bis 2020 gegenüber 2008 zu halbieren, zum Beispiel durch mehr Schallschutz oder den Einbau von sogenannten Flüsterbremsen bei Güterzügen. Eine Beteiligung zum durchaus sperrigen und nicht eben bürgernah zu lesenden Plan ist unter www.laermaktionsplanung-schiene.de möglich.
Die sogenannten LDEN-Schwellenwerte liegen laut Thorsten Siebert jedoch erst bei 70 Dezibel. Die subjektiv empfundene Belastung sei daher das eine. Andererseits schneide Neuss objektiv verhältnismäßig gut ab — auch weil die Deutsche Bahn im vergangenen Jahrzehnt bereits umfangreiche Maßnahmen zur Lärmminderung umgesetzt habe. „Auf freiwilliger Basis“, betont Siebert. Vor allem dort, wo sogenannte Schwellenwerte überschritten und viele Bürger betroffen waren, sei nachgebessert worden. Auf einer Länge von sieben Kilometern wurden Schallschutzwände installiert, rund zwölf Millionen Euro ließ sich die Deutsche Bahn dies kosten. Ob weitere Maßnahmen geplant sind, teilte das Unternehmen gestern nicht mit.