Junger Neusser erfindet neuen Rollstuhl

Joshua Richter hilft mit seinen Ideen seinen Geschwistern. Jetzt wurde er ausgezeichnet.

Foto: Richter

Neuss. Was würde die Welt nur ohne Erfinder machen? Vermutlich würden die Menschen im Dunkeln hocken und lediglich zu Fuß von A nach B kommen. Doch es sind nicht nur die großen Erfindungen, die viel bewegen können. Das beweist der zwölf Jahre alte Joshua Richter aus Neuss.

Der Schüler der Gesamtschule an der Erft hat drei schwerbehinderte Geschwister. Inspiriert durch deren Einschränkungen erfindet er immer wieder Dinge, um ihr Leben zu vereinfachen. Für seine Schwester hat er nun einen sogenannten Hoverrollstuhl entwickelt, der es ermöglicht, einen Rollstuhl wahlweise manuell oder elektrisch anzutreiben. Dafür hat er den Rollstuhl seiner Schwester durch eine Stange mit Gelenk mit einem Hoverboard verbunden. Dabei handelt es sich um ein elektrisch betriebenes, zweispuriges Rollbrett.

Zur Steuerung des Gefährts sind am Hoverboard zwei Lenkstangen angebracht. „Dieser einfache Elektrorollstuhl ist viel leichter, mobiler und kostengünstiger als handelsübliche“, sagt Joshuas Mutter, Sabine Richter. Zudem könne man die externen Teile des Gerätes schnell an- und abmontieren. Joshua habe sich sehr gefreut, als er das Hoverboard geschenkt bekam. Doch nach kurzer Zeit war sein Erfindergeist geweckt — „und er wollte schauen, inwieweit er seinen Geschwistern damit helfen kann“, so Sabine Richter. Das Gerät wird bereits rege genutzt. „Unsere Tochter braucht den Rollstuhl zwar nur für lange Strecken — aber es macht ihr einfach tierisch Spaß, damit zu fahren“, sagt die vierfache Mutter.

Nun präsentierte ihr Sohn seine Entwicklung auf der Internationalen Leitmesse für Ideen-Erfindungen-Neuheiten (iENA) in Nürnberg, und gewann damit neben einer Goldmedaille den österreichischen Ehrenpreis des Österreichischen Innovatoren-, Patentinhaber- und Erfinderverbandes (OPEV).

Preise sind für den jungen Erfinder nicht neu. In der Vergangenheit räumte er bereits bei „Jugend forscht“ ab. Und auch auf der iENA war er schon erfolgreich: Mit einer von ihm kreierten Lagerungshilfe für Menschen mit Spastiken holte er die Silbermedaille.

Doch in Nürnberg stellte Joshua nicht nur den Hoverrollstuhl, sondern auch einen sogenannten Spastik-Simulator vor. Das Gerät ermöglicht gesunden Menschen, sich in die Einschränkungen einer Person mit Spastik einzufühlen — „und damit das Schimpfwort ,Spasti’ mit Bedeutungsinhalt zu füllen und so dessen Gebrauch einzudämmen“, sagt Sabine Richter. Dieses Schimpfwort höre ihr Sohn in der Schule nämlich regelmäßig, was er nicht nachvollziehen könne. Aber wie funktioniert das Gerät genau? Durch Spannung erzeugt es eine Verkrampfung in der Hand, die sich anfühlt wie eine Spastik. Und so wird der sonst so simple Griff nach dem Glas Wasser zur großen Herausforderung. jasi