Kaarst: Polizei schult Seniorenberater
Ehrenamtler sollen ältere Menschen vor Trickbetrügern warnen und Tipps geben, wo sie im Notfall Hilfe finden.
Kaarst. Senioren ticken anders. Im positiven Sinn. "Ältere Menschen sind anders sozialisiert. Das Helfen steckt einfach in ihnen drin", sagt Franz-Josef Rytlewski, Opferschutzbeauftragter der Kreispolizeibehörde Neuss. Wo die Jugend dem Fremden die Tür vor der Nase zuschlägt, sind Senioren schneller bereit, zu helfen, bieten der Schwangeren ein Glas Wasser in der Wohnung an oder lassen den angeblichen Freund der Nachbarin am Küchentisch Platz nehmen.
Schließlich vertreibt Besuch auch die Einsamkeit. Wenn dann plötzlich in der Küchenschublade 20.000 Euro fehlen, ist die Scham bei den Opfern groß.
Renskea Schmitz, 70 Jahre alt, kennt das Problem. Eine Seniorin im Haus wurde Opfer von Trickbetrügern, die Polizei rief die Nachbarin nicht. "Sie hat sich einfach nicht getraut." Schmitz konnte helfen. "Ich habe die alte Dame davon überzeugen können, den Diebstahl anzuzeigen und auch die Nachbarn im Haus über den Vorfall informiert."
Schmitz ist eine von 15 Seniorenberatern, geschult von der Kreispolizeibehörde. Das Ziel des Präventionsprojektes ist einfach. Die Seniorenberater sollen als Multiplikatoren tätig werden, auf Veranstaltungen vor Trickbetrügern warnen und erklären, wie sich alte Menschen schützen können.
Aktionsbündnis Seniorensicherheit, kurz ASS, nennt sich das Projekt, dass dort greifen soll, wo die Polizei nicht weiterkommt. "Es gibt keine Institutionen, in denen sich nur ältere Menschen treffen, darum kommen wir schwer an sie heran", sagt Rytlewski.
Anders die Seniorenberater. Sie sind zwischen 55 und 77 Jahre alt und damit im selben Alter wie jene Menschen, die sie beraten sollen - so wie Horst Krause.
"Die Arbeit ist für mich eine Herausforderung, die ich gerne annehme", sagt der 67-Jährige. Beim Herbstball brachte der Seniorenberater das Thema Sicherheit zum ersten Mal zur Sprache, gab einfache Tipps, die zum Beispiel lauten: "Stopp für Fremde an meiner Wohnungstür." Oder: "Wählen Sie den Notruf 110, selbst wenn Sie unsicher sind."
Stadt und Kreispolizeibehörde hoffen jetzt, dass die Aktion Resultate bringt und weniger ältere Menschen in Kaarst Opfer von Trickbetrügern werden. Immerhin 350 Menschen über 60 Jahre fielen im vergangenen Jahr auf Enkeltrick, Zetteltrick oder den falschen Polizeibeamten an der Wohnungstür herein, vermissten anschließend Schmuck oder Bargeld.
Dass die Kaarster Berater nicht die einzigen bleiben, ist bereits jetzt sicher. "Wir wollen in allen Städten und Gemeinden mit entsprechenden Gruppen arbeiten", sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.