Kardinal besucht Weihnachtsmarkt

Rainer Maria Kardinal Woelki war gestern zu Gast in Neuss. Dort traf er auf viele bekannte Gesichter.

Foto: Lber

Der erste Weg führte ihn zur Krippe: Umringt von Mädchen und Jungen aus der Quirinuspfarre betrachtete Rainer Maria Kardinal Woelki gestern Mittag die Geburtsszene Jesu auf dem Neusser Weihnachtsmarkt, zählte mit den Kindern die Schäfchen, wies auf die drei Könige hin. „Das stinkt?“, fragte er bei einem kleinen Mädchen nach, das sich wegen des schwelenden Weihrauchs die Nase zuhielt. „Nein, das duftet doch gut“, fand der neue Kölner Erzbischof, schüttelte hier Hände, posierte dort geduldig fürs Erinnerungsfoto und begrüßte immer wieder alte Bekannte.

„Es ist wieder einmal ein Nachhausekommen für mich“, sagte der entspannt wirkende Kardinal, der schon dank seiner Körpergröße von 1,96 Meter auf dem gut besuchten Münsterplatz kaum zu übersehen war.

Neuss sei ihm mit am vertrautesten in der Diözese, der er seit September vorsteht. Immerhin trat er vor rund 30 Jahren eine Stelle als Kaplan an St. Marien an, später war er jahrelang als Weihbischof auch für das Kreisdekanat zuständig.

Nun also ein Wiedersehen als Erzbischof von Köln. „Willkommen in der Familie“, begrüßte Cornel Hüsch, Vorsitzender des Katholikenrates im Rhein-Kreis Neuss, den Kirchenmann beim Empfang im Pfarrhaus von St. Quirin, zu dem die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden aus dem Kreisdekanat und der Vorstand des Katholikenrates geladen waren.

Er sprach gegenüber dem neuen Oberhirten auch einige wichtige Themen an, die dessen Aufmerksamkeit bedürfen, etwa die Sorge um Flüchtlinge oder der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im kirchlichen Arbeitsrecht und der Liturgie.

In Anspielung an mittelalterliche Kirchenfürsten, die ihr Kirchengebiet in Besitz genommen hätten, forderte er den neuen Erzbischof auf, „von den Menschen Besitz zu ergreifen“.

Und die erwarteten ihn bereits überall, wohin er gestern kam. Schon früh am Morgen war Kardinal Woelki im Dormagener Raphaelshaus, einer katholischen Jugendhilfeeinrichtung, zu Gast, frühstückte dort mit Jungen aus der Michael-Gruppe, die sich sozial engagieren und alljährlich eine Sternsingergruppe bilden.

Am Nachmittag schließlich wurde er im Kloster Langwaden bei Grevenbroich erwartet, Heimat der Zisterzienser, des einzigen Mönchsorden im Erzbistum Köln. Dort betete der Erzbischof mit Ordenschristen aus dem gesamten Kreisdekanat die Non, das Nachmittagsgebet, und eröffnete zugleich das vom Papst ausgerufene weltweite „Jahr der Orden“.

Dicht drängten sich die Menschen im Neusser Quirinusmünster, wo der Erzbischof die Familienmesse zelebrierte. Der ging in seiner Predigt auf den beginnenden Advent als Zeit der Erwartung ein. Weihnachten solle „hoffentlich nicht nur ein schönes Fest“ werden, sagte der Erzbischof, „wir Christen warten auf einen, der auf uns zukommt. Das macht das Fest aus — nicht der Gänsebraten oder der Tannenbaum“.

Er schloss mit dem Wunsch, den Advent zu nutzen, um wieder neu auf Gott zuzugehen, „damit Gott Weihnachten auf uns zukommen kann.“