Kirmes: Ein Fassanstich im strömenden Regen
Nach der Eröffnung wurde es wieder trocken. Ehrung für Willi Schlabbers
Neuss. Die Sprüche ähnelten und wiederholten sich. Wohl nicht genug gebetet, hieß es da, auch war der Satz von wegen „Teller nicht aufgegessen“ zu hören, oder es wurde die mangelnde Fürsprache von St. Quirin beklagt. Fakt war jedenfalls, dass es pünktlich zum Fassanstich zur Kirmeseröffnung regnete wie aus Kübeln. Kaum floss das Bier, wurde es besser, und es sammelten sich die Neusser auf der seit Freitag wieder zur Rollmopsallee gewandelten Hammer Landstraße.
Um kurz vor 17 Uhr aber sah es düster aus. Königspaar und Schützenpräsident, Bürgermeister, Komitee-Mitglieder, Vertreter der Kirche und der Politik, Schausteller und viele Schützen harrten tapfer unter Schirmen aus.
Noch vor dem Fassanstich ehrte Albert Ritter, Chef der deutschen Schausteller, Willi Schlabbers mit der goldenen Ehrennadel seines Verbandes. „Mister Kirmes“, im Ordnungsamt verantwortlich für die Organisation dieser wie der 18 anderen Kirmessen, geht nach 32 Kirmes-Jahren in den Ruhestand. Dass Angelique I, die eigens angereiste Kirmeskönigin des Landes, dem Geehrten ein Ständchen („Kirmeszeit“) sang, erschien bei diesem Anlass nur recht und billig.
Nachdem dann Luise Schliebs, Chefin der Neuss-Grevenbroicher Schausteller, die Kirmes kurzerhand („ich brauche nur eine Minute) für eröffnet erklärt und als Vorgabe locker das Ziel von einer Million Besuchern vorgegeben hatte, schritt Bürgermeister Herbert Napp zur Tat. Er stach das Fass, begleitet von einem einzelnen Donnerschlag, mit drei Schlägen an, kostete und befand das Bier offensichtlich für gut.
Einen dezenten Hinweis hatte der Stadtchef noch parat: Die gerade eröffnete Terrassentreppe am Hafenkopf hat jetzt „aus Gründen der außerordentlichen Vorsicht, nicht aus Misstrauen den Schützen gegenüber“ ein rot-weißes Absperrband. Und heute wird die Teer-Terrasse selbst noch ein bisschen verschönert.