Kita-Betreuung soll flexibler werden

Im Sommer 2017 könnte in Neuss ein Pilotprojekt starten, bei dem Kinder bis in den Abend betreut werden können.

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Neuss. Die Stadt Neuss verhandelt mit einem Kita-Träger über die Einführung flexibler Betreuungszeiten. Damit sollen Randzeiten besser abgedeckt und berufstätige Eltern entlastet werden. Das erklärte Beigeordneter Ralf Hörsken in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Donnerstagabend. Er hofft, dass die Gespräche bis Ende Oktober so weit sind, um in die konkrete Planung zu gehen. Jugendamtsleiter Markus Hübner erklärt, dass es vor allem um die Ausweitung von Betreuungszeiten in den frühen Abend hinein geht.

Mit dem Angebot soll ein Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf geleistet werden. „Der Bedarf ist immer stark individuell geprägt und muss zunächst erfasst werden“, sagt Hübner. An ein oder zwei Standorten im Stadtgebiet könnten dann flexible Betreuungszeiten, die sich am Bedarf der Eltern orientieren, angeboten werden. Möglicher Start: im Sommer 2017.

Mit den Verhandlungen setzt die Verwaltung einen Vorstoß von CDU und Grünen um. Die Koalition hatte das Thema im März in den Jugendhilfeausschuss eingebracht, das Gremium erteilte daraufhin den Arbeitsauftrag. Thomas Kaumanns, jugendpolitischer Sprecher der CDU, fragte in der jüngsten Sitzung des Gremiums nach dem Stand — und macht Druck. Zufrieden sei er nicht, ein solches Thema müsse mit mehr Tempo angegangen werden. „Es gibt viele Eltern, die im Schichtdienst tätig sind, und daran angepasste Betreuungszeiten in den Kitas benötigen“, betont Kaumanns. „Das muss eine Stadt wie Neuss im Zusammenspiel mit den Trägern anbieten können, zumal es ja nicht um eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung geht. Grevenbroich macht es ja bereits vor.“

Dort soll im innerstädtisch gelegenen Familienzentrum Hartmannweg künftig eine sogenannte Randzeitenbetreuung zwischen 6 und 19 Uhr angeboten werden. Ähnliche Zeiten seien auch für Neuss denkbar, meint Kaumanns. Der Bedarf wurde in Grevenbroich bei einer Online-Befragung ermittelt, jedoch mit gemischtem Erfolg. An der Befragung beteiligten sich lediglich 250 von 1900 Eltern. Von denen, die mitgemacht haben, sprachen sich allerdings rund 40 Prozent für erweiterte Kita-Öffnungszeiten aus — insgesamt rund 100 Eltern.

Im Neusser Jugendamt verfolgt man mit Interesse, wie die in Grevenbroich beschlossene Randzeitenbetreuung angenommen wird. „Da werden wir einen Blick drauf haben“, sagt Hübner. In der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses will die Verwaltung laut Ralf Hörsken zudem ausführlich über die Verhandlungen mit dem Kita-Träger über die Einführung flexibler Betreuungszeiten berichten.

Thomas Kaumanns hofft, dass die Stadt bei der Finanzierung vom Bundesprogramm „Kita Plus“ profitieren kann. Es wurde Anfang des Jahres von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (beide SPD) vorgestellt. Mit dem Programm sollen Kitas und Tagespflegepersonen, die ihre Betreuungszeiten an Bedarf und Lebensrealitäten der Eltern anpassen, gefördert werden.

„Berufstätige Eltern brauchen flexiblere Betreuungsangebote. Dabei geht es nicht darum, dass die Kinder länger betreut werden. Sie sind lediglich zu anderen Zeiten in der Kita, bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater“, erklärte Schwesig.

„Kita Plus“ stellt bis 2018 insgesamt rund 100 Millionen Euro zur Verfügung, um Personal und Ausstattung zu finanzieren.