Kita-Personal arbeitet an Belastungsgrenze

Die katholischen Kindertagesstätten in Kaarst brauchen dringend Verstärkung.

Foto: Skiba

Kaarst. Das Problem des Fachkräftemangels ist nicht neu. Im Gegenteil: selten war es so aktuell wie jetzt. Auch die Kindertagesstätte St. Aldegundis und die weiteren vier Einrichtungen unter der Trägerschaft des katholischen Kirchengemeindeverbands Kaarst/Büttgen spüren aktuell die Not, geeignetes Fachpersonal zu finden.

Gerade, weil bei ihnen in den kommenden zwei Jahren zehn Mitarbeiterinnen in Rente gehen, haben die Leiterinnen der Einrichtungen die Initiative ergriffen, werben an Schulen für ihren Beruf und waren zuletzt auch bei einer Praxisbörse in Mönchengladbach, um dort über ihre Arbeit zu informieren. „Ziel war es, Präsenz zu zeigen, dass es uns gibt und man bei uns beruflich Fuß fassen kann“, sagt Christa Sieverdingbeck, Leiterin der Einrichtung in Büttgen. Und Hermann Arping als Vertreter des Trägers ergänzt, dass nicht nur Erzieherinnen, sondern auch Leitungspositionen frei werden. Doch bei der Praxisbörse sei auch deutlich geworden, dass sie bei weitem nicht die einzigen auf der Suche nach Personal sind. Stefanie van Wezel, Leiterin der Einrichtung in Kaarst, sagt: „Die Stellenbörse hat gezeigt, dass 50 Prozent mehr Erzieher gesucht werden, als Mitarbeiter in anderen sozialen Bereichen.“

Die Gründe sind vielfältig. Der Erzieher-Beruf ist nach wie vor ein Beruf, den hauptsächlich Frauen ergreifen. „Oft ist es so, dass diejenigen, die wir ausbilden, schnell schwanger werden oder weiter ins Studium gehen, weil sie dadurch breiter aufgestellt sind“, sagt Sieverdingbeck. Einige Männer hätten schon Interesse, „aber ihnen ist das Gehalt einfach zu gering, um womöglich eine ganze Familie davon zu ernähren“, sagt Stefanie van Wezel. Zwar sei die Bezahlung in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden, „gemessen an der Verantwortung und den Aufgaben, die hinzugekommen sind, aber nicht entsprechend mitgestiegen“, sagt van Wezel.

Natürlich könnte die Bezahlung besser sein, für Stefanie van Wezel und ihre Kolleginnen ist dieser Aspekt aber im Hinblick auf die Personalnot das kleinere Übel. „Wir sagen oft, anstatt mehr Geld hätten wir lieber mehr Personal.“ Denn ohne ausreichend Personal könne der Beruf zur Belastung werden. Eine Entspannung der Problematik ist angesichts steigender Geburtenzahlen allerdings nicht abzusehen, vor allem, weil Kinder immer öfter schon ab einem Jahr eine Kindertagesstätte besuchen.

Sieverdingbeck und van Wezel wollen Interessenten dazu ermutigen, den Beruf der Erzieherin zu erlernen. „Die Arbeit mit den Kindern macht einfach solch einen Spaß“, sagt Sieverdingbeck. Es sei toll, die Entwicklung eines Kindes miterleben zu können, zu sehen, wie wissbegierig es ist und die Lebensfreude und Energie zu spüren. „Es ist Wahnsinn, was die Kinder schon mitbringen, so dass man manchmal denkt, so einfach kann es sein — und so richtig“, sagt van Wezel.