Korruption: Ermittlungen gegen zwei Bauleiter
Zwei Mitarbeiter des Gebäudemanagements unter Verdacht: Sie sollen Scheinaufträge erteilt haben.
Neuss. Zwei Bauleiter der Stadt stehen unter Korruptionsverdacht. Wie der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert am Montag mitteilte, sollen sie mehreren Unternehmen Scheinaufträge erteilt und dafür mitkassiert haben. Ein Sprecher der Stadtverwaltung bestätigte die Ermittlungen. Die beiden Beschäftigten seien suspendiert worden.
Den Schaden für die Stadt beziffern die Ermittler nach vorläufiger Schätzung auf mehrere 10 000 Euro. Nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Baumert sollen die Mitarbeiter im städtischen Gebäudemanagement einerseits Aufträge erteilt und dafür Geld genommen haben. Auch Bauaufträge für Maßnahmen an Schulen seien darunter. Andererseits gab es offensichtlich Scheinaufträge, die nie ausgeführt wurden — Geld aber sei geflossen, sagt Baumert.
Er spricht von einem über Jahre eingespielten System. Angestoßen wurden die Neusser Untersuchungen durch die umfangreichen Ermittlungen in Sachen britischer Rheinarmee. Bei Aufträgen für deutsche Firmen soll reichlich Geld geflossen sein. Nach der Untersuchung einer Elektrofirma wurden Verbindungen nach Neuss deutlich — und die Staatsanwaltschaft hatte ein weiteres Betätigungsfeld. Seit einiger Zeit wurde bereits gegen zwei Mitarbeiter ermittelt. Einer von ihnen ist verstorben, gegen den zweiten sind die Verdachtmomente groß. Nun ist der dritte Stadtbedienstete im Visier der Ermittler, er wurde vor wenigen Tagen suspendiert.
In der vergangenen Woche durchsuchte die Polizei Büros der Stadtverwaltung, Privaträume und Firmen. Umfangreiches Material wurde beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ist als Schwerpunktbehörde auf Korruptionsfälle spezialisiert.
Bürgermeister Herbert Napp zeigte sich am Abend überrascht, dass noch ein dritter Verdachtsfall im Gebäudemanagement bekannt geworden war. Dort habe man jetzt Datenbanken aufgebaut, mit deren Hilfe „fehlende Plausibilitäten bei Auftragsvergaben“ zu erkennen seien. „Ich hoffe nur, dass jetzt nichts mehr nachkommt“, so Napp.
Die Stadt musste sich bereits mit einem anderen Korruptionsfall beschäftigen: Vor fünf Jahren waren Unregelmäßigkeiten im Finanzressort bekannt geworden, die sich bis 2010 konkretisierten: Ein Mitarbeiter hatte durch Unterschlagungen und mit dubiosen Transaktionen einen Schaden von 500 000 Euro verursacht. Der Mitarbeiter wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.