Kunstwerk überstrichen
Wandgemälde aus den 50er Jahren ist verschwunden
Neuss. Der Vorgang liegt schon eine Weile zurück. Öffentlich wird er jetzt, weil die CDU-Ratsfrau Ursula von Nollendorf im Februar die St. Konrad-Grundschule in Gnadental besuchte. Die ist ihr gut bekannt, und gleich merkte sie, dass etwas anders war: Das große Wandgemälde von Ernst Wille, eine im Rahmen eines offenen Wettbewerbs ausgewählte Arbeit mit einem Rohrgeländer, war verschwunden.
Im Zuge von Renovierungsarbeiten hatte das städtische Gebäudemanagement das Kunstwerk, das die Wand seit der Eröffnung in den 50er Jahren zierte, schlichtweg überstrichen. Als Bauleiter war wohl ein Mitarbeiter verantwortlich, der jetzt nicht mehr bei der Stadt tätig ist. Die Stahlrohre rosten im Keller vor sich hin, sagt Ursula von Nollendorf, das Bild ist unwiderbringlich zerstört. „Das hat wohl irgendwem nicht mehr gefallen“, vermutet sie nur halb im Spaß und berichtet, im Kulturamt sei man „erschüttert“ gewesen.
Nun fragt sie im Kulturausschuss, der am 2. April tagt, nach. Wem gehört die Kunst an Schulen? Wer entscheidet, ob Werke abgebaut oder gar vernichtet werden?
Kulturamtsleiter Harald Müller hält sich mit Schuldzuweisungen zurück, zeigt sich aber dennoch deutlich konsterniert. Es müsse nun verwaltungsintern geklärt werden, wie es zum Überstreichen kam, sagt er.
Fest steht: Das Werk desvor allem im Raum Köln vertretenen Künstlers, in den 50er Jahren für 4000 Mark angeschafft, dürfte heute einen Wert in fünfstelliger Höhe haben. Es war die Zeit, als das Schlagwort von der „Kunst am Bau“ noch umgesetzt wurde — auch an neuen Schulen. „Da gab’s noch Geld für so etwas“, sagt Müller, „heute brauchen wir das zum Beispiel für den Brandschutz.“ So wird das Kunstwerk in der Grundschule wohl kaum ersetzt werden. Geklärt werden muss auch, wem denn die Kunst eigentlich gehört. Sicherlich der Stadt — doch welcher Dienststelle, ist im Zuge von Verwaltungsentscheidungen nicht unerheblich. Wahrscheinlich sei die Kunst mit Gründung des GMN auch in dessen Besitz übergegangen, vermutet Müller. Inventarisiert ist die Kunst an Schulen allerdings nach wie vor im Kulturamt.
Es müsse nun darum gehen, die Angelegenheit aufzuklären — und „zu verhindern, dass sich etwas wiederholen kann“, sagt Müller.