Landrat: „Marienviertel ist nicht die Bronx“
Anwohner sprachen mit Hans-Jürgen Petrauschke über das Drogenproblem.
Neuss. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hat gestern drei Mitglieder der Anwohnerinitiative Marienviertel persönlich empfangen, um über die Drogenproblematik in dem Bereich zu sprechen. Sonderlich zufrieden waren Andreas Alberts, seine Mutter Karin und Marcel Offermann mit dem Resultat allerdings nicht. „Wir haben das Gefühl, dass der Landrat das Problem bagatellisiert, er weigert sich zum Beispiel, in dem Bereich von einer Drogenszene zu sprechen“, sagt Alberts.
Marcel Offermann fügt hinzu: „Das Problem wird heruntergespielt, auf unsere Argumente nannte der Landrat lediglich Statistiken.“ Die Polizei hatte letzte Woche mitgeteilt, innerhalb der vorangegangenen 14 Tage dort keine verdächtigen Personen festgestellt zu haben, aber stets zu kontrollieren und auch verdeckt zu ermitteln. Die Anwohnerinitiative möchte nicht den Eindruck erwecken, dass Polizei und Ordnungsamt in dem Bereich untätig seien. „Denn das ist nicht der Fall“, sagt Alberts. An der Situation habe sich jedoch schlichtweg bislang nichts geändert, vielmehr habe sich die Szene vergrößert und sei auch vorsichtiger in ihrem Auftritt geworden. „Viele Nachbarn haben mittlerweile Angst, nachts auf die Straße zu gehen“, sagt Karin Alberts. Das Klientel sei hochaggressiv. Bedrohungen stünden nahezu an der Tagesordnung. Viele Anwohner scheuten es zudem, die Polizei zu rufen.
Doch das ist nach Angaben von Petrauschke genau der falsche Weg. „Die Polizei braucht konkrete Hinweise, um Straftaten nachzugehen. Darum sollte sie bei verdächtigen Beobachtungen stets angerufen werden“, sagte der Landrat, der das Wort Drogenszene auch auf Nachfrage nicht in den Mund nehmen wollte. „Ich habe eine andere Auffassung von diesem Begriff. Das Marienviertel ist nicht die Bronx.“
Gestern war eine Mobile Wache im Marienviertel, um dort die Polizeipräsenz erkennbar zu erhöhen. Die Polizei hat angekündigt, an drei Tagen in der Woche damit vor Ort sein. jasi