Ein Kletterpark im Einkaufszentrum

Im Rheinpark-Center steht bis Juni eine 100 Meter lange Anlage, die Besucher kostenlos nutzen können. Bis zu zwölf Meter über dem Boden hangeln sich Kinder und Erwachsene durch die Luft.

Foto: Burwig

Neuss. Als größten Kletterpark, der je in einem europäischen Einkaufszentrum aufgebaut war, bewirbt Center-Leiter Anastasios Meliopoulos die fast deckenhohe Anlage aus blitzenden Metallgerüsten, dunklen Holzbohlen und grünen Netzen, die derzeit im Rheinpark-Center aufgestellt ist. Besucher können sie seit Montag kostenfrei zwischen 10 und 20 Uhr unter Anleitung eines erfahrenen Kletter-Teams nutzen.

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„Wir rechnen täglich mit rund 400 Menschen, die hier klettern wollen“, sagt Meliopoulos. Falls sich das bewahrheitet und die Anlage so gut angenommen werde wie erwartet, will er sie auch im Oktober noch einmal für sechs Wochen aufstellen lassen.

Schon am ersten Tag bildete sich schnell eine Schlange aus Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln, die der Verlockung aus Seilen, Hängebrücken und anderen luftigen Hindernissen nicht widerstehen konnten. 15 bis 20 Minuten dauert der insgesamt knapp 100 Meter lange Parkour, dem sich jeder stellen darf, der eine „Griffhöhe“ von mindestens 1,50 Metern hat, wie Ole Breitkopf erklärt.

Gemeinsam mit einem Team aus sechs „Skyclimbern“ genannten Kletterhelfern und zwei Dekorateuren, die eine Dschungel-Umgebung schufen, hat er das 46 Meter lange und an ihrem höchsten Punkt zwölf Meter hohe „Monstrum“ errichtet.

Anastasios Meliopoulos, Leiter des Rheinpark-Centers

Auch für Erwachsene ist die Anlage gedacht, diese sollten aber nicht mehr als 100 Kilogramm wiegen, sagt Breitkopf: „Wir müssen sie ja auch noch hochheben können, und da ist irgendwann Schluss“, sagt der 53-jährige Lübecker, der seinen Kletterkurs auch schon in anderen Einkaufszentren aufgebaut und betreut hat. Allerdings nie länger als zwei Wochen, wie Meliopoulos stolz betont — in Neuss steht die Anlage bis Juni.

An zwei Karabinerhaken hängen die Kletterer an einem Stahlseil, ihren Füßen bieten unterschiedliche Hindernisse mal mehr, mal weniger Halt. Die höheren Lagen erreicht man über ein Kletternetz. Und wer ganz oben auf einer der kleinen Holzplattformen steht, den überkommt auch schon mal die Höhenlähmung. „Das kommt immer wieder vor“, sagt Breitkopf, „aber dazu sind wir ja da.“ Ein Helfer klettert dann herbei, erklärt, wie die Hindernisse zu nehmen sind, und hilft notfalls beim Weiterkommen.

Gerade die auf den ersten Blick unscheinbaren Drehscheiben seien „fies“, wie Breitkopf sagt. Die Trittflächen der Scheiben seien absichtlich schräg montiert, damit sie sich beim Betreten drehen. Wer fällt, fällt allerdings nicht tief: Knapp einen Meter lang ist die Leine, die die kleinen und großen Kletterer sichert.

An einer Stelle, der sogenannten Tiroler Traverse, müssen sich die Abenteurer ihr sogar völlig anvertrauen: Sie hängen dann an der Leine und ziehen sich an einem roten Seil zur nächsten Plattform.

Die zwei Stangen, auf denen die Besucher eine andere Schlucht überbrücken müssen, nennen sich „Chaplin-Walk“. Wer sich fragt, warum, muss nur darauf warten, bis jemand versucht, breitbeinig hoppelnd die andere Seite zu erreichen — nur so kommt man ans Ziel.

Der achtjährige Lars Rune-Klinke hat damit offensichtlich wenig Probleme — und nutzt die Zeit, die seine Mutter und Schwester in den Läden sind, angespornt von seinem Opa seine Kletterkünste in den Seilen unter Beweis zu stellen.