Leben im Kreis nur mäßig gesund?

Laut einer Studie lebt es sich im Kreis nicht sehr gesund. Zwei Dezernenten ärgern sich über die Kriterien der Erhebung.

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Rhein-Kreis. Das Grundwasser im Rhein-Kreis Neuss ist belastet, der Boden sauer, außerdem ist die Hochwassergefahr groß. Einer Studie, die von der Bausparkasse Mainz herausgegeben wurde, zufolge lebt es sich im Rhein-Kreis nicht wirklich gesund. Zehn Faktoren sind für die Erhebung berücksichtigt worden; auch bei Lärm und Lichtverschmutzung gibt es für die Städte im Postleitzahlengebiet 41, zu dem auch Mönchengladbach zählt, keine vorzeigbaren Noten. Dafür ist die Lebenserwartung gut, im Schnitt zwischen 81,4 und 82,5 Jahren, und sehr gut schneidet der Rhein-Kreis in den Kategorien Feinstaub und Stickstoffdioxid ab — die Luft im Kreis ist also sauber, der Gesundheitswert unter dem Strich trotzdem nur mäßig.

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Karsten Mankowsky, Umweltdezernent des Rhein-Kreises Neuss

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„Die Studie spiegelt die aktuelle Umweltqualität sehr gut wider“, sagt Dirk Jansen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Der Rhein-Kreis sei ein stark von Industrie, Bergbau und Verkehr beanspruchter Raum, „das hat seinen Preis“. Zum Beispiel verändere der Braunkohlentagebau den Radon-Gehalt in der bodennahen Luft, ist sich Jansen sicher, „wir fordern schon seit langem ein Langzeitmessprogramm“, sagt er.

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Karsten Mankowsky dagegen ist sauer über das Ergebnis der Erhebung. „Unsinn ist das“, sagt der Umweltdezernent des Rhein-Kreises Neuss. „Die Lebenserwartung kann doch nicht genauso bewertet werden wie die Hochwassergefahr.“ Zumal es in und um Neuss überhaupt kein Hochwasser gegeben hat in den vergangenen 20 Jahren. „Da bekommt der Kreis einen viel schlechteren Ruf, als er verdient hat“, sagt Mankowsky.

Auch für seinen Kollegen aus dem Neusser Umweltdezernat, Matthias Welpmann, ist das „Vorgehen der Studie fachlich wenig sinnvoll“. Die Lebensbedingungen in Großstädten wie Mönchengladbach oder Neuss seien nicht vergleichbar mit denen in ländlichen Regionen. In den wichtigen Kategorien habe der Kreis sogar gut bis sehr gut abgeschnitten, betont Karsten Mankowsky.

Der Nitratgehalt im Grundwasser überschreite nur in wenigen Teilen im Kreis die 50 Milligramm, im Süden sei das Wasser besser als im Norden. Außerdem würden Wasserwerke an Landwirte Zuschläge zahlen, wenn diese weniger Dünger verwenden. „Das Trinkwasser sollte in die Bewertung einfließen, das bei uns von exquisiter Qualität ist“, sagt Mankowsky.

Matthias Welpmann beobachtet die Entwicklung des Grundwassers mit mehr Sorge. Vor allem im ländlichen Raum, „wo übermäßige Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft in den Boden drastisch reduziert werden müssen“, sagt er.

Weil der Rhein-Kreis eine wirtschaftlich starke Region sei, würden die Faktoren Lärm und Lichtverschmutzung mit „belastet“ bewertet, sind sich die Dezernenten einig. Wo produziert wird, gebe es auch Auto-, Schienen und Flugverkehr. „Dafür ist die Arbeitslosigkeit niedrig“, sagt Karsten Mankowsky.

Lichtverschmutzung und Lärm seien aber ein Problem für Menschen und Tiere, meint Dirk Jansen. „Wir müssen uns die Frage stellen, ob Dauerbeleuchtungen zu Werbezwecken oder zur künstlerischen Illumination wirklich notwendig sind.“ Und die Situation würde sich weiter verschlechtern, sobald der Düsseldorfer Flughafenausbau genehmigt werde.