Lindenplatz-Prozess: Familien geraten in Streit

Der Richter drohte den Beteiligten bei Wiederholung mit Konsequenzen.

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Neuss/Düsseldorf. Heute steht vor dem Düsseldorfer Landgericht der vierte Tag um den Lindenplatz-Schützen an. Dort muss sich ein 47 Jahre alter Neusser verantworten, weil er seine Stieftochter am 4. Oktober vergangenen Jahres auf offener Straße angeschossen haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord aus niedrigen Beweggründen und lebensgefährliche, körperliche Misshandlung mittels einer Waffe vor.

Aussage des mutmaßlichen Opfers

Der Prozess-Termin am vergangen Freitag, bei dem unter anderem Polizisten angehört werden sollten, wurde abgesagt. Heute soll unter anderem die Familie zu Wort kommen, die dem 25 Jahre alten Opfer nach der Tat Unterschlupf gewährte und die Polizei alarmierte. Auch der Bruder des Angeklagten ist geladen.

Bevor der Anwalt des Verdächtigen die Einlassung seines Mandanten am vergangenen Prozesstag vorlas, sprach der Richter eine Warnung aus. Ihm sei zugetragen worden, dass es im Gerichtsgebäude zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Familiengruppen gekommen sei. „Wenn das noch einmal vorkommt, dann wird das Konsequenzen tragen“, sagte der Richter.

Dieser versuchte im Gespräch mit dem Opfer, das bis heute unter der schweren Schulterverletzung leidet, sich ein Bild von der Familienstruktur zu verschaffen. Die Mutter lebt von dem mutmaßlichen Täter getrennt. Der Scheidungsprozess läuft. Das Verhältnis zu dem Noch-Ehemann ihrer Mutter sei in all den Jahren stets unterkühlt gewesen. „Wir mochten es nicht, wie er mit ihr umgeht“, sagte die 25 Jahre alte Studentin. So habe die Mutter nur selten das Haus verlassen dürfen. Zudem erinnerte die junge Frau an einen Übergriff des Angeklagten gegenüber ihrem Bruder. „Er hat ihn mit einem Schuh-Anzieher aus Metall geschlagen“, sagte sie.

Der Angeklagte hat die Schüsse auf seine Stieftochter zugegeben. Er habe sie jedoch nicht töten wollen.