Luftakrobatik als Freizeitbeschäftigung

Durch die „Dirtbike-Szene“ hat das Gelände an der Erft eine eigene Atmosphäre bekommen.

Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Locker müsse man sein. Und ein bisschen Gefühl für das Rad brauche es wohl auch. Dann aber könne das jeder schaffen, meint Connor Gerhard. Das mit dem Lockersein mag für die meisten aber wohl gar nicht so leicht sein, wenn man auf einem kleinen Fahrrad über einen zwei Meter hohen Erdhügel rast, um dann, das ist ja der eigentliche Kick, in die Luft abzuheben. „Das macht sehr viel Spaß“, sagt Connor Gerhard, der seit den ersten Stunden des Grevenbroicher Dirtbike-Parks am Flutgraben dabei ist. Den Park durchzusetzen, sei nicht leicht gewesen, erzählt der 21-Jährige. Umso bedeutsamer ist das Gelände für die Szene, weiß Streetworker Franco Clemens, der für die jungen Biker Ansprechpartner ist.

Die Anlage verwalten die Jugendlichen in Eigenregie. Vor Saisonstart muss der Park aufgearbeitet werden. „Die Dirtbiker dürfen selber werkeln“, so Clemens. Für Connor Gerhard und seine Freunde heißt das Baggern, Schaufeln und Erdhügel festklopfen. Für den 21-Jährigen gehört das aber dazu. „Wir machen es ja für uns“, sagt der Fahrrad-Artist.

Der Bikepark ist seit fast drei Jahren fester Bestandteil der Szene. Im Sommer fahren dort bis zu 30 junge Menschen über die Hügel, probieren sich aus und trainieren. „Dirtbiking ist ein Lebensstil“, sagt Connor Gerhard. Zum Look gehört die lässige Klamotte und die enge Röhrenjeans, die sich nicht in den Speichen verfängt. Connor Gerhard ist seit er 14 Jahre alt ist mit dem Dirtbike unterwegs. Der Kniff: Das Fahrrad ist leichter als gewöhnliche Räder, hat nur einen Gang und breitere Reifen. Damit eignet es sich gut für Cross-County-Strecken — und Mama habe dann wieder etwas mehr zu waschen, scherzt der 21-jährige Bedburdycker.

Auch die Stadt ist vom Dirtpark überzeugt. „Das ist eine super Freizeitmöglichkeit für die Jugendlichen“, sagt Sportpädagogin Jule Koehne von der Mobilen Jugendarbeit. „Dirtbiking bedeutet Unabhängigkeit“, meint Connor Gerhard. Und das sei es, was er und seine Freunde besonders an diesem Sport mögen, der seiner Einschätzung nach nicht gefährlicher ist, als andere Sportarten auch. Sich ernsthafter verletzt habe er noch nicht, wohl aber die ein oder andere Prellung zugezogen. „Man lernt das Abspringen und das sichere Fahren“, sagt der 21-Jährige, der den sogenannten „Back-Flip“ oder den „Three-Sixty“, eine Rückwärtsrolle oder eine 360 Grad-Drehung auf dem Fahrrad beherrscht.

Aber auch auf dem Bikepark wird klein angefangen: Im Sommer besuchen viele Mütter mit ihren Kindern, den Park, wo an kleineren Hügeln geübt werden kann. „Wir sind sehr offen, dem Nachwuchs die Tricks zu zeigen“, sagt Connor Gerhard. „Man kann uns jederzeit ansprechen.“ Dass der Park viele Jahre erhalten bleibe und genutzt werde, sei ihm sehr wichtig. Auch wenn er die Stadt zum Studieren verlässt.