Luftqualität in Neuss Neusser Luft wird sauberer
Neuss. · Luftreinhalteplan zeigt Wirkung. Erstmalig wurden alle Grenzwerte unterschritten.
Zum ersten Mal seit die Luftqualität in der Neusser Innenstadt analysiert und registriert wird, wurden 2019 an allen Messstellen die Grenzwerte eingehalten. Mehr als das: Sie werden – auch zur Überraschung von Umweltdezernent Matthias Welpmann – sogar deutlich unterschritten. Das hat Konsequenzen.
„Fahrverbote dürften damit vom Tisch sein“, stellt der Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings fest, der von einer guten Nachricht für Neuss spricht. Der Umweltdezernent ergänzt: „Eine Fortschreibung des Luftreinhalteplanes wird damit unnötig.“ Das heißt: Keine weiteren Auflagen durch die Bezirksregierung, keine weiteren Einschränkungen im Straßenverkehr. Und zu guter Letzt dürfte Neuss nicht mehr im Visier der Deutschen Umwelthilfe sein, die schon mehrere Städte wegen des Verstoßes gegen die EU-Richtlinien zur Luftreinheit vor Gericht gebracht und das auch der Stadt Neuss angedroht hat.
Mitte Januar hatte das Landesamt für Natur, Umwelt, Klima und Verbraucherschutz (LANUV) schon die Tendenzaussage verbreitet, dass sich die Luftqualität in den Städten deutlich verbessert hat. Wichtigster Gradmesser: Die Stickstoffdioxid-Belastung (NO2). Dabei bezog sich die Behörde auf eine erste Auswertung. Auch die nun veröffentlichten Daten für Neuss sind, wie das LANUV betont, „noch nicht endgültig validiert und als vorläufig zu betrachten“.
Der Jahresbericht mit einer abschließenden Bewertung fehle noch, bestätigt Welpmann, doch er geht davon aus, dass die Zahlen „real“ sind. „Der Rückgang ist erstaunlich und war in dieser Höhe nicht zu erwarten“, sagt Welpmann, der zugibt: „Wir haben mit großer Sorge auf das vierte Quartal geschaut“ – weil sich dann erfahrungsgemäß die Luftqualität verschlechtere. Doch das Gegenteil sei eingetreten.
Neuss ist eine von 16 Städten mit Anlagen zur Luftmessung in Nordrhein-Westfalen, in denen wirklich alle Messstellen unter den Werten von 40 Mikrogramm NO2 je Kubikmeter Luft geblieben sind. Am unkritischsten ist dabei die erst 2018 im Hafen eingerichtete Messstelle, die nach Welpmanns Darstellung die Hintergrundbelastung erfasst. Bei ihr sank die gemessene Stickstoffdioxid-Belastung von 33 Mikrogramm im Jahr 2018 auf 30 im Vorjahr. An der Batteriestraße waren in den Vorjahren stabil 45 Mikrogramm gemessen worden, jetzt nur noch 39. An der Krefelder Straße wiederum hatte sich der Wert im Jahr 2018 auf 44 Mikrogramm verschlechtert, jetzt wurden dort mit 39 Mikrogramm erstmals die Grenzwerte gut eingehalten. Zuletzt sanken an der Friedrichstraße, wo die Werte 2018 mit 40 Mikrogramm gerade so eben eingehalten wurden, die Daten deutlich auf 36.
Welpmann will nicht ausschließen, dass es vereinzelt noch einmal zu Grenzwertüberschreitungen kommt, hält aber die Wahrscheinlichkeit, dass das „systemisch passiert“, für gering. Ein Schlüssel zum Erfolg – das zeigt die Entwicklung an der Krefelder Straße – ist für ihn die Umrüstung der Busflotte auf emissionsärmere Antriebsarten. Sie ist Teil des Luftreinhalteplanes. Und Geerlings ergänzt als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke: „Insbesondere der Ausbau der Elektromobilität trägt zu den Verbesserungen bei.“ Die Stadtwerke würden diesen Weg konsequent fortsetzen und das Ladesäulennetz ausbauen.