Angriff in Notfallpraxis Neusser soll Arzt attackiert haben
Neuss. · Er soll 2018 den Mediziner in einer Notfallambulanz mit Messerstichen verletzt haben.
Es war ein Vorfall, der im März letzten Jahres für Schlagzeilen gesorgt hatte: Ein 51 Jahre alter Neusser hatte damals im Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf-Bilk einen Arzt mit einem Messer attackiert und verletzt. Jetzt wird dem Neusser am Landgericht der Prozess gemacht. Der Mann muss mit der dauerhaften Einweisung in eine geschlossene Anstalt rechnen.
Der Neusser war Ende März des vergangenen Jahres an einem frühen Samstagmorgen gegen 4 Uhr in einer unabhängigen Notaufnahme im Gebäudekomplex des Evangelischen Krankenhauses (EVK) in Bilk erschienen. Nach Angaben des späteren Opfers hatte er Krankenunterlagen und Röntgenaufnahmen dabei. Diese Aufnahmen datierten aber aus dem Jahr 2013. Darauf angesprochen verlor der Neusser laut Ermittlungen die Nerven. Er soll den Arzt beschimpft und bespuckt haben, letztlich soll alles in einer heftigen Attacke gegipfelt sein. „Der Angeklagte soll zunächst mit Reizgas und dann mit einem Messer auf den Mediziner losgegangen sein“, erklärt Gerichtssprecherin Elisabeth Stöve.
Der Arzt hatte Glück – er erlitt nur leichte und oberflächliche Verletzungen. Gemeinsam mit Augenzeugen konnte der Mediziner den Angreifer laut Ermittlungen schließlich überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei fixieren.
Wenige Stunden nach der Attacke in dem Düsseldorfer Krankenhaus wurde der Neusser bereits in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Laut Gutachten leidet der 51-Jährige unter einer Psychose und unter Schizophrenie. Da er dauerhaft als Gefahr für die Allgemeinheit gelten könnte, muss er jetzt im Prozess die Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt auf unbestimmt Zeit fürchten.
Ein Sachverständiger soll im Prozess sagen, wie die Justiz mit dem Angeklagten verfahren soll. „Derzeit ist der Mann in der psychiatrischen Landesklinik in Bedburg-Hau untergebracht“, teilt die Gerichtssprecherin mit. Für den Prozess hat das Landgericht Düsseldorf aktuell sechs Verhandlungstage angesetzt. Mit dem Urteil wird Mitte Februar gerechnet. Unter anderem soll auch der betroffene Arzt als Zeuge aussagen. Die Tat hatte in Düsseldorf eine Debatte um die Sicherheit der Mitarbeiter in Krankenhäusern befeuert. Zuvor hatte eine Umfrage ergeben, dass Ärzte und Pfleger zunehmend unter verbalen Angriffen und Drohungen von Patienten leiden. Der Ton ist auch in Neuss rauer geworden.
Ulla Dahmen, Sprecherin des Lukaskrankenhauses, erklärt, dass vor allem in der Notaufnahme der Kinderklinik die Stimmung in den letzen Jahren ruppiger geworden sei. Eltern – aber auch Patienten im Allgemeinen – würden sich oft über lange Wartezeiten aufregen. Gleichzeitig gäbe es immer mehr Menschen, die mit harmlosen Anliegen in die Notaufnahme kämen, so Dahmen. Konkrete Angriffe habe es im „Lukas“ bisher nicht gegeben.
Das Problem, dass es ruppiger zugeht, kennen auch etwa Polizei, Rettungs- und Feuerwehrkräfte. Die Feuerwehr setzt auf die App Divera, die auch das Melden von Übergriffen und Beleidigungen ermöglicht – zunächst zur Erfassung.