Mutter rettet Kinder in letzter Sekunde
Das Auto der Frau rollte im Sporthafen in Richtung Wasser. Darin saßen ihr Sohn, ihre Tochter und ein weiteres Kind.
Neuss. Erst einen Tag danach setzte der Schock ein. „Ich realisiere erst heute, was da eigentlich passiert ist“, sagt die Neusserin, die anonym bleiben möchte, sich jedoch als Retterin bezeichnen darf. Schließlich bewahrte sie ihre zwei Kinder und ein weiteres Mädchen am Donnerstagabend durch eine geistesgegenwärtige Reaktion davor, dass sie in ihrem roten Alfa Romeo ins Wasser des Grimlinghausener Sporthafens rollten. Doch was war genau passiert?
Bis zu dem Unfall war es ein launiger Tag. Ihre fünf Jahre alte Tochter feierte mit einigen Freunden im Neusser Kinderland ihren Geburtstag. Gegen 19.30 Uhr brachte die 40-Jährige einen der Geburtstagsgäste (6) zurück zu ihrer Mutter — eine Freundin, die am Yachthafen wohnt. „Wir standen noch draußen und haben uns unterhalten, die drei anderen Kinder haben so lange im Auto gewartet“, erinnert sich die Retterin. Der Wagen war an der leicht abschüssigen Straße „Am Sporthafen“ geparkt. Im Inneren saßen ihre Tochter (5), ihr Sohn (15) und ein weiteres Kind, das nach Hause gebracht werden sollte (6).
Während sich die 40-Jährige mit ihrer Freundin unterhielt, bemerkte sie, wie der Alfa Romeo plötzlich zu rollen begann. „Das Auto hat sich einfach selbstständig gemacht.“ Die Handbremse habe sie angezogen, versichert sie.
Die Mutter reagierte blitzschnell. Lief dem Richtung Wasser rollenden Auto hinterher, riss die Fahrertür auf, bremste das Auto mithilfe ihrer Füße, die durch die Böschung schleiften, und schlug im letzten Moment das Lenkrad herum. Das Fahrzeug prallte anschließend gegen einen Bootssteg und wurde dabei stark beschädigt. Die Neusserin erlitt mehrere Prellungen und Blutergüsse. „Ich kann kaum laufen“, sagt sie. Auch ihr 15 Jahre alter Sohn erlitt leichte Verletzungen. Er reagierte ebenfalls heldenhaft. Denn während das Auto rollte, öffnete er die Beifahrertür und beförderte die anderen Kinder aus dem Wagen. Sie erlitten nach Informationen der Polizei einen Schock. „Ich hatte keine Zeit nachzudenken, sondern habe einfach gehandelt“, sagt die zweifache Mutter. Die Feuerwehr leistete technische Hilfe und sicherte den Pkw gegen weiteres Abrutschen, bis das Fahrzeug durch einen Abschleppdienst mit einem Kran geborgen werden konnte.
Durch den Aufprall hatte sich der Landgang der städtischen Steganlage aus einer Schiene gelöst. „Mit vereinten Kräften konnten wir ihn aber wieder hineinführen“, sagt Franz-Josef Schäfer, Sprecher der Aktionsgemeinschaft der Wassersporttreibenden Vereine. Aktuell ist die Anlage für den Kanusport nicht gesperrt. Nach Angaben von Christian Stoffels vom städtischen Sportamt müsse der genaue Schaden noch ermittelt werden.