Napp soll Galopprennbahn retten

Der Neusser Altbürgermeister ist Verhandlungsführer bei den Gesprächen mit Neuss Marketing und der Politik.

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Neuss. Altbürgermeister Herbert Napp hat noch einmal den Streitwagen bestiegen. Ohne Amt und honorarfrei, wie Napp betont, aber mit einem Mandat des Neusser Reiter- und Rennvereins ausgestattet, will der 70-Jährige dafür kämpfen, dass der Galopprennsport auch künftig in Neuss eine Heimat hat. Bis kommenden Dienstag müsste er liefern, denn dann steht das Thema auf der Tagesordnung des Beteiligungsausschusses — bereits zum vierten Mal. Ob es dieses Mal eine Lösung gibt, ist fraglich. Denn erneut zeichnet sich ab, dass der NRRV, dessen Konzept Ende März auch in dritter Lesung von der Politik als unzureichend zurückgewiesen worden war, erst kurz vor Toresschluss etwas in Papierform vorlegt. Wenn überhaupt. Napp jedoch ist unverzagt: Man sei in guten Gesprächen.

Der Pachtvertrag des NRRV mit dem städtischen Neuss Marketing, das die Galopprennbahn bewirtschaftet, läuft noch bis Ende 2019. Doch weil der Verein die Pacht nicht mehr aufbringen und die Pflege nicht mehr sicherstellen kann, hatte er um einen neuen Zehn-Jahres-Vertrag gebeten — zu deutlich günstigeren Konditionen. Einige der Forderungen, wie zum Beispiel eine eigene Außengastronomie an den Renntagen, hat der Rennverein offensichtlich aufgegeben. Vor allem aber unternimmt er unter Napps Führung erkennbar mehr Anstrengungen, damit die Renntage den Neussern wieder einen Besuch wert werden.

Napp, seit seinem 15. Lebensjahr oft Gast beim Galopp, will den NRRV so behandelt sehen wie andere Veranstalter auch. Das heißt: Eine Pacht soll nur für die zehn oder zwölf Renntage in der Saison fällig werden. Das deckt sich mit den bereits vorliegenden Forderungen des Vereins. Eine Grünpflege solle der Verein nur für die Teile der Anlage erbringen, die er für den Reitsport nutzt. Die bisherige Abmachung sei gerade in dem Punkt nicht eindeutig genug. Auch deshalb gab es Ärger mit Neuss Marketing als Hausherrn.

Um die Bahn für die Neusser interessant zu machen, sollen neue Konzepte her. Neben „After-work-Races“ schweben Napp Formate wie „Galopp und Brunch“ an Sonntagvormittagen vor, die mit dem Wetthallen-Wirt organisiert werden. „Wir denken auch darüber nach, auf Honorarbasis einen Eventmanager zu beschäftigen“, sagt Napp.

Damit die Konzepte funktionieren, müsste man aber zu anderen Rennterminen kommen. Die werden derzeit mehr oder weniger von den französischen Wett-Organisationen vorgegeben, über die der Verein sich und seine Renntage refinanziert. Napp denkt an Rennen im Sommer und auf der Grasbahn und will auch weg von den Samstagsterminen, die die Gastronomie auf der Anlage eh lieber für lukrativere Veranstaltungen nutzen würde. Auch dazu, so Napp, sei man in guten Gesprächen, nicht zuletzt mit dem Dachverband der Vollblutzüchter und Galopprennvereine in Köln — wo der NRRV-Vorsitzende Jan Antony Vogel Geschäftsführer ist. Als „Mann der Zahlen“, so Napp, ist er überzeugt, dass es eine Lösung im Stadtinteresse gibt, die sich auch rechnet.

Ob es das auch tun kann, wenn die französsichen Wettgelder ausbleiben sollten, ist ein Punkt, den Jürgen Sturm geklärt sehen will. Der Geschäftsführer von Neuss Marketing begrüßt Anstrengungen zur Attraktivierung der Renntage — wenn die denn auch mal beworben würden. Aber er will klare Ansagen zur Finanzierung einer etwaigen Lücke, zur Fortsetzung des Trainingsbetriebes und zum Thema Pflege. In die Sitzung am Dienstag gehe er ohne Beschlussvorschlag, aber auch ohne Vertragsentwurf.