Neue Wohnungen statt Sauerkraut?

Bauverein plant Wohneinheiten auf Fabrikgelände.

Foto: Woi

Neuss. Seit Generationen verarbeitet die Firma Leuchtenberg an der Augustinusstraße Bohnen, Rotkohl und vor allem den Kappes genannten Weißkohl. Das Obertor auf den Verpackungen war immer auch ein Hinweis auf den stadtnahen Standort der Sauerkrautfabrik. Doch das Werk vor dem Obertor wurde von der Stadtentwicklung eingeholt.

Der Neusser Bauverein würde auf dem Firmengrundstück lieber preiswerten Wohnraum schaffen und ist diesem Ziel am Dienstag einen Schritt näher gekommen. Denn der Aufsichtsrat um Bürgermeister Herbert Napp ermächtigte den Bauvereinsvorstand Frank Lubig, die schon weit gediehenen Kaufverhandlungen mit Leuchtenberg-Inhaber Joachim Küppers zum Abschluss zu bringen.

Lubig würde am liebsten noch in diesem Jahr den Kaufvertrag vor einem Notar schließen. Einmal, weil 2015 die Grunderwerbssteuer deutlich angehoben wird, vor allem aber, weil für das Fabrikgelände erst Baurecht geschaffen werden muss. Und das dauert mindestens ein Jahr. Küppers wiederum hat es nicht so eilig. „Selbst wenn wir uns heute über den Kaufpreis einig würden, wäre eine kurzfristige Verlagerung nicht möglich“, sagt er.

Und das ist das Ziel. „Wir wollen die Arbeitsplätze erhalten“, sagt Küppers. der zwei Optionen für einen möglichen Neu-Standort im Auge hat: Bornheim, wo mit der Firma Seidel ein Kooperationspartner ansässig ist, und Norf, wo die Familie Grundstücke hat. Aber, schränkt er ein, „es muss für uns passen und sich rechnen — sonst bleiben wir.“

Hauptmotiv für den Firmenchef, sich solchen Gedanken zu stellen, sind zunehmende Beschwerden aus der Nachbarschaft über Produktionsgerüche, vor allem aber die verschachtelte Fabrikanlage. „Verbaut“, nennt sie Küppers, der mit einem Umzug die Idee verbindet, die Produktionsstrecken und damit die Kosten optimieren zu können. Planungsdezernent Christoph Hölters treiben andere Ideen um. Er sieht das Firmengelände an der Nahtstelle zwischen dem Büropark Hammfeld I, der durch Wohnneubauten zu einem gemischt-genutzten Quartier aufgewertet werden soll, und dem geplanten Neubauquartier auf dem Gelände des alten Alexius-Krankenhauses, als Scharnier, um beide Viertel zu vernetzen.

Dort soll ein städtebaulich interessantes und abwechslungsreiches Quartier mit rund 130 Wohneinheiten entstehen, ergänzt Lubig. 80 Prozent sollen öffentlich gefördert, der Rest frei finanziert werden.

Nach dem Vorbild des Verfahrens zur Umnutzung des Altstandortes der Firma Pierburg soll auch für die Sauerkrautfabrik ein Architektenwettbewerb Grundlagen für weitere Planungen erbringen. Dabei müsse berücksichtigt werden, so Hölters, dass die Straßenbahnlinie 709 ins Hammfeld verlängert werden soll.