Neuss baut seine Bedeutung als Modestandort weiter aus
Mitte Juni öffnet an der Michaelstraße „Fashionsparkle“. Das Unternehmen hilft Startups bei ihrem Einstieg in die hart umkämpfte Branche.
Neuss. Wer über Mode in Neuss spricht, kommt an chinesischen Firmen nicht vorbei. Neben dem Euromoda sind das Haus Milano an der Breslauer Straße Hochburgen für Firmen aus Fernost, die überwiegend mit Textilien, Accessoires, Schuhen und Taschen handeln. Doch Mode in Neuss kann mehr als China. Erst im Februar dieses Jahres hatte das Modezentrum Imotex, das Unternehmen Showrooms anbietet, eine Vollvermietung gemeldet. 350 Kollektionen werden inzwischen in dem Haus ausgestellt. Darüber hinaus ist das Modelabel „Unique“ mit Sitz im Taubental unter anderem Partner des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und kleidet die Frauenfußball-Nationalmannschaft für festliche Anlässe mit Cocktail- und Abendkleidern ein.
180 Mieter und mehr als 350 Kollektionen wie Imotex kann die neue GmbH „Fashionsparkle“ zwar nicht bieten, dafür will sie Neuss in Sachen Mode mit einem ausgeklügelten Konzept neuen Glanz verleihen. Die Idee hinter dem unscheinbaren Store, der am Donnerstag, 16. Juni, an der Michaelstraße öffnet (siehe Info-Box): Fashion-Startups aus der gesamten Bundesrepublik soll sozusagen in die Schuhe geholfen werden. So erhalten sie nicht nur Beratung, wenn es darum geht, wirtschaftlich erfolgreich zu werden, sondern können im Erdgeschoss zusätzlich ihre Ware ausstellen, um sie direkt am Verbraucher zu testen.
„Kreative sollen in die Lage versetzt werden, Geschäftsleute zu sein. Schließlich ist es ihr Ziel, irgendwann davon leben zu können. Darüber hinaus nimmt der Handel nur selten neue Kollektionen auf“, sagt Gründerin und Geschäftsführerin Judith Behmer, die Modedesign und BWL studiert hat. Laut der 29-Jährigen sehen sich junge Gründer mit vielen Fragen konfrontiert: Was brauche ich für eine Gründung? Wir vermarkte ich mich am besten? Wie verhandel ich mit einer Produktionsfirma? Bei jenen unromantischen Aspekten des Designer-Jobs will „Fashionsparkle“ unter die Arme greifen. Aber warum ausgerechnet in Neuss?
„Wir haben hier eine hohe Kaufkraft, die Lage ist sehr schön und zudem ist man sehr gut angebunden an andere Städte. Wenn man sich nicht in direkt in einer Metropole positioniert, hat zudem man eine größere Chance, etwas zu bewirken“, sagt Behmer, die hofft, viele junge Modeunternehmen in die Quirinusstadt locken zu können.
Das ist Musik in den Ohren des Neusser Wirtschaftsförderers Frank Wolters, der ankündigt, sich in der dieser Woche mit dem „Fashionsparkle“-Team treffen zu wollen, um zu schauen, wo Synergien geschaffen werden können. „Das Konzept passt hervorragend nach Neuss“, sagt Wolters, der hofft, dass sich die jungen kreativen Köpfe bei „Fashionsparkle“ nicht nur positiv entwickeln, sondern auch „aus den Räumen herauswachsen“, um sich in Neuss anzusiedeln. Laut Uwe Kerkmann, Sprecher von Fashion Net Düsseldorf und Leiter der Wirtschaftsförderung Düsseldorf sei Neuss als direkter Nachbar der Landeshauptstadt ein wichtiges Einzugsgebiet, das zum Erfolg der gesamten Region beiträgt. „Showrooms wie im Imotex und Haus Paris — mit Sitz in Neuss — sind in der Szene gesetzt und bereichern die Dichte der 800 Showrooms“, stellt Kerkmann fest. Mit 18 Milliarden Umsatz sei die Region darüber hinaus im Fashionbusiness führend und arbeite an stetigem Ausbau und Synergien.