Ärger in Neuss-Norf Regenbogen-Fahne am Norfer Rewe wurde abgerissen und angezündet
Norf · Vor gut einer Woche wollte Fazli Erdogan-Zurikyan ein Zeichen setzen. Im Zuge der Aktion „Different together“ (di.to) platzierte der Leiter des Rewe-Marktes in Norf eine große Regenbogen-Fahne auf dem großen Parkplatz – ein Symbol für die Vielfalt von Homosexuellen in aller Welt.
„Wir wollten sie eigentlich dauerhaft dort hängen lassen“, sagt der Filialleiter. Doch am Mittwoch-Morgen wurden diese Pläne – zumindest vorerst – durchkreuzt. Unbekannte haben sich in der Nacht an der Fahne zu schaffen gemacht, sie abgeschnitten, in Teilen sogar angezündet und in einem nahegelegenen Gebüsch an einem Spielplatz „entsorgt“. Eine Aktion, über die Erdogan-Zurikyan nur den Kopf schütteln kann. „Wer dahinter steckt, weiß ich nicht, aber die Täter müssen dort hochgeklettert sein“, sagt er.
Schockiert über die Aktion zeigen sich auch Stephan Köppen und Daniel Pagel – ein homosexuelles Ehepaar, das gemeinsam einen Schreibwarenhandel am Lessingplatz führt. Über ihr Online-Portal „heimatnorf“ machten sie ihrem Ärger am Mittwoch per Instagram Luft. „Leider hatten Idioten über Nacht nichts Besseres zu tun, als eine Regenbogen-Fahne abzureißen“, heißt es dort. Stephan Köppen bekräftigt im Gespräch: „Wir finden es immer schade, wenn fehlende Toleranz von Ignoranten dazu führt, dass Sachen zerstört werden.“
Marktleiter hängt neue Regenbogen-Fahnen auf
Doch beirren lässt sich Fazli Erdogan-Zurikyan nicht – das betonten auch seine Frau Sandi und sein Sohn Amar. Sie versichern: „Wir werden weiterhin ein Zeichen für Toleranz setzen.“ Die Familie plant nun sogar eine Steigerung – und möchte alle vier Fahnen auf ihrem Gelände gegen Exemplare in Regenbogen-Farben austauschen.
Die Diskussion rund um die bunten Aktionen für Toleranz und Vielfalt hat auch längst die Kirche im Rhein-Kreis erreicht. Unter anderem wurden an der Martinus-Kirche in Holzheim und St. Stephanus in Grefrath Regenbogen-Flaggen gehisst – als sichtbare Kritik an der Entscheidung des Vatikans, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht segnen zu wollen. Auch an der Kirche Heilige Dreikönige war eine solche Fahne zu sehen – allerdings nur für einen Tag. Auf diese Proteste reagierte das Pastoralteam für den Seelsorgebereich Neuss-Mitte. In einem Schreiben rief es dazu auf, auf solche öffentlichen Aktionen zu verzichten. Die Geistlichen waren zuvor von Mitgliedern der Kirchenbasis in einem Schreiben aufgerufen worden, dass sich die Neusser Kurie positioniert und zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften bekennt.
Ein Bekenntnis für Toleranz und Vielfalt setzt nun auch das Unternehmen DHL in Neuss. Zum „Idahobit“, dem internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie am 17. Mai, weht an der Zustellbasis Am Taubental eine Regenbogenflagge mit dem Konzernlogo. Damit beteiligt sich das Unternehmen an einer bundesweiten Aktion. Eine Woche lang soll die Fahne dort zu sehen sein.