Ermittlungen aufgenommen Video zeigt illegales Autorennen
Neuss. · In dem Videoclip eines anonymen Zeugens ist offenbar der Start eines verbotenen Autorennens zu sehen. Die Polizei ermittelt.
Zwei Autos stehen dicht nebeneinander am Rheinwallgraben in der Neusser Innenstadt. Mit laufenden Motoren und leuchtenden Scheinwerfern. Mittig vor ihnen steht eine Person, die eine Fahne in der Hand hält. Als der Mann sie schwenkt, fahren beide Autos mit quietschenden Reifen los und verschwinden aus dem Bild. Diese Szene ist auf einem Video eines anonymen Zeugens zu sehen. Der offensichtliche Start eines illegalen Autorennens um 2.40 Uhr hat er in der Nacht auf den 11. August auf einem Handy festgehalten. „Ich wurde von den lauten Geräuschen aus dem Schlaf gerissen“, sagt er.
Ihm und weiteren Anwohnern zufolge soll das Rennen bei weitem kein Einzelfall gewesen sein. „Es sind immer verschiedene Autos, auch mit auswärtigen Kennzeichen“, sagt der Zeuge. Eine nahegelegene Unterführung werde sogar regelmäßig zum Driften – dabei bringt der Fahrer sein Auto zum Übersteuern – genutzt. Nicht nur samstags und sonntags würden Unbekannte die Innenstadt als Rennstrecke missbrauchen, sondern auch unter der Woche.
Der 22-sekündige Videoclip, auf dem weder Personen noch Kennzeichen genau zu erkennen sind, wurde mittlerweile auch der Neusser Polizei vorgelegt, die umgehend die Ermittlungen aufgenommen hat. „Das vorhandene Videomaterial begründet die Erstellung einer Strafanzeige wegen illegalen Straßenrennens“, sagt Polizeisprecherin Diane Drawe auf Nachfrage. Auch wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und möglicher Geschwindigkeitsverstöße werde ermittelt. Die Bewertung obliege jedoch letztendlich der Staatsanwaltschaft und hänge maßgeblich vom Einzelfall ab.
Nach Angaben von Diane Drawe gab es in der Vergangenheit lediglich einzelne Hinweise auf rücksichtslose Fahrweisen. „Bislang wurden keine illegalen Straßenrennen für den Neusser Innenstadtbereich gemeldet“, sagt die Polizeisprecherin. Zu beabsichtigen Maßnahmen- und Kontrollaktionen möchte die Polizei aus einsatztaktischen Gründen keine Auskünfte geben. „Die Polizei wird jedoch ihr Augenmerk hinsichtlich illegaler Straßenrennen nicht nur auf den Innenstadtbereich von Neuss beschränken“, sagt Diane Drawe.
Maßnahmen, die aus Sicht vom UWG-Stadtverordneten Carsten Thiel nicht ausreichen. „Es kann nicht sein, dass es in der Neusser Innenstadt rechtsfreie Räume gibt“, sagt er. Von der Polizei fordert er häufigere Kontrollen.
CDU und Grüne hatten die Stadt bereits Anfang dieses Jahres um eine Stellungnahme zu der Problematik gebeten. Die damalige Antwort, die nach Rücksprache mit den Verkehrsfachdienststellen der Polizei im Hauptausschuss vorgelegt wurde: Für Autorennen sei die Neusser Innenstadt schlichtweg zu klein. Im Kern gebe es keine vierspurigen Straßen, wo man sich an der Ampel nebeneinander aufstellen und die Motoren aufheulen lassen kann. Dass man für ein Autorennen weder Ampeln noch eine vierspurige Straße braucht, beweist der vom Zeugen vorgelegte Videoclip allerdings eindeutig.
Zwar wurde damals betont, dass in Neuss bislang keine Erkenntnisse zu illegalen Autorennen vorliegen – Anwohner meldeten zeitgleich Gegenteiliges –, allerdings werde beobachtet, dass sich eine Szene von „Posern“ im Bereich des Ringes Hafenstraße, Krefelder Straße, Adolf-Flecken-Straße, Erftstraße, Sebastianusstraße, Spulgasse und Rheinwallgraben aufhalte und dort durch starke Anfahr- und Bremsgeräusche beeindrucken möchte.
Vielfach mit aufgemotzten Fahrzeugen und lauten Auspuffanlagen. Besonders im Bereich der Unterführung Spulgasse werde häufig durch starkes Beschleunigen die Lautstärke der Auspuffanlage der Fahrzeuge ausgetestet. Anwohner fordern bautechnische Maßnahmen: Hubbel auf der Straßenoberfläche in dem betroffenen Bereich.