Frau Zelena, seit Anfang Mai dieses Jahres sind Sie General Managerin von zwei Hotels, leiten neben dem Mercure Hotel Düsseldorf Airport in Ratingen nun auch das Crowne Plaza in Neuss. Wie schafft man das?
„Crowne Plaza“ in Neuss „Die Angst vor dem nächsten Lockdown ist groß“
Interview · Die Chefin des „Crowne Plaza“ spricht über die Angst vor dem nächsten Lockdown – und was Hoffnung macht.
Ludmila Zelena: Hauptsächlich bin ich aktuell in Neuss vor Ort. In Ratingen werde ich sozusagen von meiner „rechten Hand“ tatkräftig unterstützt. Dort bin ich aktuell rund einmal pro Woche. Das liegt aber auch daran, dass das Haus seit November vergangenen Jahres geschlossen ist – am 6. September öffnen wir aber wieder.
Die Corona-Pandemie hat auch die Hotel-Branche hart getroffen. Ist es nicht eine große Herausforderung, in dieser Phase ein zweites Haus zu übernehmen?
Zelena: Fakt ist, die Krise ist noch nicht überstanden. Wenn man die Situation mit einem Schiff vergleicht, dann halten wir uns gerade noch über Wasser. Wie lange noch, ist schwierig zu prognostizieren. Glücklicherweise hat unsere Gesellschaft aber nicht nur Hotels, sondern Objekte in vielen Immobilien-Segmenten. Dadurch können auch die Hotels ein Stückweit durch die Krise mitgetragen werden.
Die Gastronomie klagt derzeit über eklatante Personalprobleme. Die Hotelbranche auch?
Zelena: Absolut, das ist eine große Herausforderung. Nach Ausbruch der Pandemie mussten wir uns von einigen Mitarbeitern trennen, vor allem von denjenigen, die in der Probezeit waren. Damals waren wir noch davon ausgegangen: Nach Corona können wir uns bestimmt die Mitarbeiter aussuchen, weil so viele Menschen arbeitslos geworden sind – es hat sich jedoch ganz anders entwickelt.
Und zwar?
Zelena: Viele sind in andere, krisensichere Branchen abgewandert und möchten nicht mehr zurück wegen der vielen Unsicherheitsfaktoren.
Aber gibt es aktuell auch positive Entwicklungen? Vor allem im Hinblick auf zusätzliche Freiheiten für Geimpfte und Genesene…
Zelena: Definitiv, wir verzeichnen derzeit wieder einen Anstieg bei den Zimmerbelegungen. Schon der Juli war nicht schlecht – und die Kurve steigt weiter an. Auch im Kongress- und Tagungsbereich gibt es unheimlich viele Anfragen, auch wenn diese kurzfristiger geworden sind als noch vor zwei Jahren.
Wie groß ist die Angst vor dem nächsten Lockdown?
Zelena: Groß, schließlich haben wir immer noch die Situation im vergangenen Jahr im Hinterkopf: Damals gab es Ende Juli/ Anfang August einen leichten Aufschwung und sinkende Inzidenzwerte, sodass wir dachten, die Krise sei überstanden. Wir haben wieder Mitarbeiter eingestellt und Häuser geöffnet – und dann kam der nächste Lockdown. Für unsere Branche ist es nun wichtig, dass die Regierung sich bei ihren Regeln nicht nur an Inzidenzwerten orientiert, sondern dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen.
Auch das Crowne Plaza war während des Lockdowns monatelang geschlossen. Wie läuft denn der Betrieb in soclh einem „Geister-Hotel“ ab?
Zelena: Es war natürlich immer jemand vor Ort – am Empfang 24 Stunden, damit Anfragen entgegengenommen und beantwortet werden konnten. Zudem fanden regelmäßige Sicherheitsrundgänge statt. Auch für den möglichen Fall eines Rohrbruchs oder andere Schäden gilt es, vor Ort zu sein.
Welche Kundschaft übernachtet im Crowne Plaza?
Zelena: Zum einen sind es Privatpersonen, die auf der Durchreise sind und Düsseldorf besuchen möchten. Schließlich können wir im Vergleich zur Landeshauptstadt niedrigere Preise anbieten. Wir begrüßen aber auch viele Firmenkunden bei uns. Es ist ein guter Mix.
Gibt es noch den klassischen Neuss-Touristen, der bei Ihnen im Hotel übernachtet, um sich in Ruhe die Stadt anzuschauen?
Zelena: Den gibt es auch, aber die meisten haben tatsächlich eher Düsseldorf im Fokus, wenn sie bei uns übernachten.
Hatten Sie denn schon Gelegenheit sich in der Stadt Neuss, Ihrer neuen Wirkungsstätte, ein wenig umzuschauen?
Zelena: Nein, aber das hole ich möglichst bald nach.