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Geschichte Neuss: Namen als Geschichtsquelle

Im Stadtarchiv entsteht ein umfangreiches Werk über alle Straßennamen.

Neuss. "Das Wissen um die Namen ist keine Kleinigkeit." Spätestens seit Beginn der Arbeiten an dem Nachschlagewerk über sämtliche Neusser Straßen im Jahr 2006 wissen Stadtarchiv-Leiter Jens Metzdorf und seine Mitarbeiter, wie wahr die Jahrhunderte alten Worte des antiken griechischen Philosophen Platon sind.

Über vier Jahre sichtete Metzdorf gemeinsam mit Archivarin Sandra Gesell sowie Werner Joel und Rudolf Goebels von den Neusser Heimatfreunden alte Ratsmitschriften, Karten, Stadtpläne und Akten - und die Arbeiten sind noch immer nicht abgeschlossen. "Zu manchen Straßen konnten uns auch erst Stadtteilforscher mit Informationen helfen. Zudem verändern sich die Namen ja auch heute noch immer wieder", berichtet Metzdorf.

Bei den Recherchen zur Namensentwicklung der rund 1.200 städtischen Straßen stieß das Projektteam unter anderem in der Uni-Bibliothek Düsseldorf und im Kreisarchiv in Zons auf zahlreiche Informationen. "Die Erforschung der Geschichte der Straßen ist gleichbedeutend mit der Erforschung der Stadtgeschichte", sagt Jens Metzdorf.

Doppelte Namen nach der kommunalen Neugliederung

So habe der heutige Freithof am Quirinus-Münster seinen Namen erhalten, weil dort im Mittelalter ein Immunitätsbezirk war, wo nur der damalige Bischof Rede- und Befehlsfreiheit hatte.

Nicht alle Straßen behielten bis heute ihre Namen. Im Gegenteil: Zahlreiche Straßen wurden im Laufe der Zeit umbenannt. Ein Grund hierfür war unter anderem das doppelte Auftreten mancher Namen nach der kommunalen Neugliederung 1975.

Einige Namen wurden vom Stadtrat, der 1995 die Kompetenz der Namensgebung an den Kulturausschuss übertrug, ausgetauscht, weil sie nicht mehr zeitgemäß erschienen. So hieß der Neumarkt früher noch Viehmarkt.

Bei manchen Straßen wurde die Namen sogar mehrmals gewechselt: Bis ins 19.Jahrhundert hieß die Drususallee noch Krurstraße. Sie wurde dann nach dem römischen Heerführer Drusus zur Jahrhundertwende in Drususstraße umbenannt. 1935 entschied sich die Stadt für den Namen des Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer, bevor nach dem Zweiten Weltkrieg der alte Name Drusus mit dem Zusatz Allee festgelegt wurde.

"Fast hinter allen Straßen und ihren Namen stehen interessante Geschichten", verrät Werner Joel. Viele Bezeichnungen seien auch wegen topographischer oder infrastruktureller Gründe zustande gekommen. Die Straße Büchel sei so ein Fall: "Sprachhistorisch kommt Büchel von Buckel. Und Buckel meint hier eine Erhebung, wie ein kleiner Hügel."

Bis spätestens Ende 2011 soll das Straßenbuch im Buchhandel sein. Der Umfang ist noch unklar. Gesell: "Es werden aber sicher mehrere 100 Seiten."