Neues Geschäft in Neuss Erster „Unverpackt“-Laden startet

Neuss. · In der Innenstadt hat am Samstag das erste Geschäft in Neuss eröffnet, in dem Ware frei von Verpackungen angeboten wird. Das Sortiment können die Kunden mitgestalten.

Die Diplom-Ökotrophologin Ramona Koch (33) führt den Laden in der Innenstadt zusammen mit ihrem Mann Viktor.

Foto: Simon Janßen

Ein bisschen geht es bereits weihnachtlich zu am Glockhammer 17. Denn auf dem Tresen des Geschäftes, das sich an dieser Adresse befindet, liegen an verschiedenen Stellen Wunschzettel aus. Doch mit Weihnachten haben die Blätter, auf denen die Wünsche notiert wurden, dann doch nichts zu tun. Vielmehr sollen Kunden damit die Möglichkeit haben, Produkte zu nennen, die sie in Zukunft gerne im Sortiment wissen würden.

Kunden haben bei
Sortiment Mitspracherecht

Hinter dem Geschäft, das am vergangenen Samstag eröffnet wurde, verbirgt sich ein für die Stadt Neuss neuartiges Konzept. Bereits durch den Namen „Pickepacke Unverpackt“ wird deutlich: Dort wird das Sortiment lose – also frei von Verpackungen – angeboten. Kunden bringen sich für den Transport eigene Behälter wie Beutel, Gläser oder Dosen mit oder kaufen sie vor Ort.

Der erste Schritt im Ladenlokal ist das Abwiegen der Behälter auf der Kundenwaage. Das angezeigte Leergewicht des Behälters wird darauf notiert. Danach kann es losgehen: Kunden füllen zunächst die gewünschte Menge eines Produkts ab, an der Kasse wird nur das Produktgewicht berechnet und bezahlt.

In den ersten beiden Tagen hatte Inhaberin Ramona Koch, die den Laden zusammen mit ihrem Ehemann Viktor eröffnet hat, bereits alle Hände voll zu tun. Vor allem ist sie derzeit beratend tätig, erklärt das Konzept, sagt, was in Zukunft noch angeboten werden soll. „Viele sind durch die sozialen Medien auf uns aufmerksam geworden“, sagt Ramona Koch. Einige Neugierige seien zunächst „nur zum Gucken“ vorbeigekommen, um dann später mit eigenen Gefäßen „bewaffnet“ ihren ersten plastikfreien Einkauf zu starten.

Auch Bürgermeister Reiner Breuer stattete am Samstag einen Besuch ab, lobte das Konzept später auf Facebook als gute Idee: „Ramona Koch und ihr Mann Viktor Koch zeigen, wie man nachhaltig einkaufen und ohne Verpackungsmüll auskommen kann.“

Komplett ist das Sortiment allerdings noch nicht. Zwar haben Kunden bereits eine breite Auswahl an Nudeln, Getreide, getrockneten Früchten, Süßigkeiten, Honig, Essig und Co., doch in Zukunft sollen unter anderem frisches Obst und Gemüse hinzukommen. Um die Frisch-Ware länger haltbar zu machen, wurden mehrere Kühlschränke angeschafft.

Was zudem noch fehlt, ist die eigene Getreidemühle, die wie die bereits vorhandene, aber noch nicht angeschlossene Nussmus-Maschine mithilfe eines Crowdfundings finanziert wurde. „Sie wird von einer Behindertenwerkstatt in Österreich hergestellt“, sagt die 33-Jährige. Die Lieferzeit betrage mindestens einen Monat. Durch Corona seien die Lieferungen grundsätzlich schwieriger geworden – da können auch Wunschlisten nicht helfen.