Neuss: Raketenstation - Bilder einer Freundschaft
Günther Uecker und sein Kollege Jef Verheyen stellen in der Langen Foundation aus.
Rhein-Kreis Neuss. Der Nagelkünstler Günther Uecker war 25 Jahre alt, lebte in Düsseldorf und wurde zu einer Ausstellung ins Hessenhuis nach Amsterdam eingeladen. Dort lernte er Jef Verheyen kennen, den zwei Jahre Älteren aus Belgien.
Beide Künstler schlossen Freundschaft, die über den Tod Verheyens im Jahr 1984 hinausreichte. Uecker setzte jetzt eine opulente Ausstellung "für Jef" durch, die von der Langen und der Zero-Foundation ausgerichtet wird, mit 32 Bildern des Belgiers und ebenso vielen Werken seiner Freunde in Deutschland, Italien, Belgien und Frankreich.
Zur Eröffnung am Sonntag um 13 Uhr werden gleich drei Düsseldorfer erwartet: Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, der die Ausstellung im Jahr der Quadriennale finanziell unterstützt, der Zero-Spezialist Tijs Visser und der Kurator Dirk Pörschmann, der die Ausstellung organisiert hat. Unter den Zuhörern werden sich außer Günther Uecker noch viele andere Freunde des früh Verstorbenen befinden.
Auch eine frühe Anbeterin Ueckers wird erwartet, Leonore Verheyen, die Tochter des Künstlers, die einst als junges Mädchen so sehr in den stattlichen Nagelkünstler vernarrt war, dass sie ihn am liebsten geheiratet hätte. Daraus wurde nichts, aber Uecker stattete das Bühnenbild der "Leonore"-Oper von Beethoven aus, ein kleiner Trost für die Belgierin.
Die Schau beginnt vor den Toren des Museums, auf der grünen Wiese der Raketenstation. Dort hat Uecker die berühmte Freiluft-Inszenierung nachgebaut, die er mit Verheyen 1967 in Mullem, einem kleinen Dorf südlich von Gent, ausgerichtet hatte. Eine Folge weiß gestrichener Holzrahmen steht in der Landschaft.
Wer will, kann durch die Latten schauen und den Himmel über dem Niederrhein betrachten. Er darf sich dabei wie Verheyen fühlen, der in Anbetracht des Himmels seine eigenen, vorwiegend ab-strakten Gemälde schuf. Gleichzeitig liegen gepresste Strohballen auf der Wiese, die Uecker mit Kalk bespritzte, wie anno dazumal eben.
Für Kunsthistoriker ist diese Nachbildung von besonderer Bedeutung, wurde doch in dieser recht prosaischen Inszenierung die berühmte Land Art, Land-Kunst also, um zwei Jahre vorweggenommen.
Verheyen richtete sich zeitweilig ein Atelier in Düsseldorf und Uecker in Antwerpen ein. Der Belgier griff allerdings nie zum Nagel, und der Deutsche sehr selten zum Pinsel.
Verheyen war ein abstrakter Maler, der mit raffinierten, extrem dünn übereinander geschichteten Farblasuren und Farbabstufungen auf sich aufmerksam machte. Er benutzte breite Borstenpinsel, auch Fetzen von Nylonstrümpfen.
Aber er vermied dabei jeglichen Pinselduktus. Uecker heute: "Jef hat mich mitgenommen in die weite Landschaft, in Ebbe und Flut, in die Schlick-Region. Seine Malerei ist für mich eine unerreichbare Vision."