Spannungsspitze im Neusser Netz Schäden nach Rettung von Strommast

Neuss. · Rentner bleibt auf Kosten sitzen, die eine Lebensrettung verursacht hat.

Ein Mann war im August auf einen Strommast geklettert.

Foto: Stephan Seeger

(-nau) Hans-Georg Wolf sieht sich als „Opfer einer Lebensrettung“. Denn der Stromversorger Westnetz nahm vor einem Monat zwei Höchstspannungsleitungen vom Netz, damit ein psychisch labiler Mann gerettet werden konnte, der auf einen Mast der Freileitung geklettert war – und beim Wiedereinschalten knallte bei Wolf der Durchlauferhitzer durch. Seitdem läuft der Rentner von Pontius zu Pilatus, ohne irgendwo Gehör zu finden. Niemand fühlt sich verantwortlich, keiner ersetzt ihm den Schaden. Der liegt bei immerhin 1000 Euro.

Mehrere Fälle von
„zerschossener Elektronik“

Installateur Michael Vosdellen hat neben Wolf noch vier weitere Kunden, denen Gleiches widerfuhr. Der zeitliche Zusammenhang lässt für ihn keinen anderen Schluss zu, als die Ursache für die „zerschossene Elektronik“ in einer einmaligen Stromspitze nach dem Einschalten zu vermuten. Betroffen waren nur Geräte eines Hersteller sagt er, doch der sehe sich auch nicht haftbar.

Genauso wie die Stadtwerke, wo nach Angaben von Firmensprecher Jürgen Scheer nur ein Kunde nach Schadenersatz fragte, aber an den Netzbetreiber verwiesen wurde.

Auch dort wurde Wolf nicht geholfen. „In diesem Fall kann durch Westnetz kein Schadensersatz geleistet werden. In der besonderen Situation bestand Gefahr für Leib und Leben, und wir wurden von der Polizei angewiesen, die Stromversorgung zu unterbrechen“, erklärt Judith Meuter. Aber auch bei der Polizei, wie anschließend beim Opferschutz, der Verbraucherzentrale und seiner Versicherung kam Wolf nicht weiter.

Bei Elektro Prechters gab es – trotz eines professionellen Spannungsschutzes – auch einen Elektronikschaden durch den „Einschaltblitz“, berichtet Wilfried Strunk, der auch von Kunden gehört hat, wo anschließend zum Beispiel die Zeitschaltuhr für die Rollladen defekt war. Spannungsspitzen von bis zu 1000 Volt, die für Millisekunden auftreten, wenn der Strom zurückkommt, „können Geräte platt bügeln“, sagt Strunk. Erst recht, wenn sich der Kondensator, der sonst Schwankungen ausgleichen hilft, schon entladen hat.

Sein Tipp: „Wenn der Strom weg bleibt, alle Sicherungen raus drehen“.

(-nau)