Neuss: Über den Umweg des Praktikums in den Arbeitsmarkt einsteigen

Förderprogramm: Jugendliche erhalten durch EQJ eine Chance.

<strong>Neuss. "Ich habe im letzten Jahr einige Bewerbungen an Unternehmen geschrieben und immer nur Absagen bekommen", erzählt der Neusser Mimoun Touba (19) und fügt leise hinzu: "Ich habe aber auch nur einen Hauptschulabschluss." Marc Heyll (20) aus Jüchen hat ähnliches erlebt. Er hat einen Realschulabschluss und träumt ebenso wie Mimoun von einer Ausbildungsstelle zum Elektroniker oder Industriemechaniker. "EQJ ist jetzt meine einzige Hoffnung", erklären beide. EQJ meint Einstiegsqualifizierung für Jugendliche und dahinter verbirgt sich ein Programm der Bundesagentur für Arbeit, in welchem die Jugendlichen für ein Langzeitpraktikum von sechs bis zwölf Monaten an Betriebe vermittelt werden. 330 dieser Stellen gibt es derzeit, und so arbeiten auch Marc und Mimoun seit sieben Monaten bei der Hydro Aluminium Neuss im Rheinwerk. "Wir werden dort wie ganz normale Auszubildende behandelt und fühlen uns richtig wohl", berichtet Marc.

Agentur für Arbeit bezahlt Praktikum und Sozialbeiträge

Das Unternehmen hatte bereits im Jahr 2004 einen Jugendlichen im Rahmen von EQJ einen Praktikumsplatz zur Verfügung gestellt. "Er hat im Anschluss einen Ausbildungsvertrag bei uns unterschrieben", erklärt der Personalleiter der Hydro Aluminium, Thomas Wilke. "Der Vorteil für uns als Unternehmen liegt ganz klar darin, dass wir uns über einen längeren Zeitraum ein Bild von dem Stellenanwärter machen können. Er bekommt die Chance, sich auch mit einem schwierigen Lebenslauf zu beweisen."

Kosten entstehen für das Unternehmen im Prinzip nicht, denn die Agentur für Arbeit zahlt den Praktikanten bis zu 192 Euro im Monat und übernimmt auch die Sozialversicherungsbeiträge. "Wir mussten in diesem Bereich einfach reagieren. Wir wissen schließlich auch, dass nicht alle Jugendlichen eine Ausbildungsstelle erhalten können", begründet Ingo Zielonkowsky von der Agentur das Programm.

Die Zahlen für den Monat April geben ihm Recht. Denn auf 1313 Ausbildungsplätze kommen derzeit 1877 Bewerber. Schon jetzt ist also abzusehen, dass 564 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag unterzeichnen werden können.