Neuss zeigt sich im besten Licht
Eine kurzzeitige Lichtshow am Rathaus für rund 25 000 Euro ist dem Hauptausschuss zu teuer. Dafür soll das Lichtkonzept am Burggraben demnächst zur Geltung kommen.
Neuss. Die Inszenierung der Stadt mit Licht ist der Politik manchen Euro wert. Doch 20 000 Euro oder gar 25 000 Euro zu verschleudern, um im Oktober das Rathaus kurzzeitig mit einer Lichtshow ungewohnt zu illuminieren, war den Mitgliedern des Hauptausschusses am Donnerstagabend denn doch des Guten zuviel. Wenn schon „Geld gegen Lux“, dann muss das nachhaltig sein. Und diese Bedingung erfüllt nur das Mitte 2016 beschlossene Lichtkonzept — wenn man denn mal etwas davon sähe.
Christoph Hölters, Planungsdezernent
Am Burggraben, wo das längste Stück der mittelalterlichen Stadtmauer erhalten ist, soll genau das bald der Fall sein, referierte die Verwaltung jetzt aus dem Beirat, der das Geld des Innenstadtstärkungsfonds in Ideen verwandelt. Manche Idee fällt durch (siehe oben), vieles gelingt, auch wenn Rückschläge nicht ausbleiben.
Eine Idee im Lichtkonzept der Bremer Landschaftsarchitektin Anke Deeken war es, die Treppengiebel jener Hausfassaden besonders hervorzuheben, die die Ecken der Seitenstraßen markieren oder auf die man durch eine solche Straße in Richtung Hauptstraßenzug direkt zuläuft. Das würde abends und nachts zur Gliederung dieser langen Straßenzeile beitragen, hebt Deeken in ihrem Konzept hervor.
Doch die Verhandlungen mit den Hausbesitzern gestalten sich äußerst schwierig, erklärt Planungsdezernent Christoph Hölters. Mancher fürchte, nachts geblendet zu werden. Ganz aufgegeben hat die Stadt dieses Detail noch nicht und würde seine Umsetzung auch dann weiterverfolgen, wenn das nur punktuell möglich ist. Allerdings präsentierte Hölters schon den Plan B: Alternativ soll der Blutturm beleuchtet und die Illumination des Windmühlenturmes in Sichtweite vom Obertor ergänzt werden. Begründung: Das wäre ganz im Sinne des — gesondert beschlossenen — Stadtmauerkonzeptes und würde die Übergänge in den Stadtgarten inszenieren. Die Stadtmauer betonen: Genau das soll auch die Illuminierung des Mauerrestes am Burggraben erreichen — und Besucher Richtung Innenstadt führen. Das gleiche Ziel verfolgt die Beleuchtung des Übergangs am Neumarkt, also gleich nebenan. Die Arbeiten dazu haben begonnen. Nicht „schon“, sondern „erst“ jetzt, weil die Stadt einmal mehr Pech mit ihren Ausschreibungen hatte.
In Runde eins ging kein Gebot ein. „Die Bauwirtschaft ist auch auf diesem Gebiet heiß gelaufen“, konstatiert Hölters. Trotzdem soll das Projekt noch 2018 abgeschlossen werden — inklusive der Brücke über den Burggraben, die nun doch neu gebaut werden muss. Über die Pläne dazu wird der Bauausschuss in seiner Sitzung am 16. Mai zu befinden haben.
Fortgesetzt wird die Umsetzung des Lichtkonzeptes, dessen Wirkung am Kehlturm bereits erahnt werden kann, dann an der Neustraße, vor der Alten Post. Auch dort will die Stadt bis zum Jahresende mit „warmem LED-Licht“ neue Akzente setzen. Isabell Mehlhorn im Planungsamt hat die Vorarbeiten dazu abgeschlossen, nun soll die Arbeit ausgeschrieben werden.
Das Stadtmauerkonzept, das mit dem Fußweg vom Freithof zum Münsterschulareal und der Sanierung des Mauerrestes an der Batteriestraße schon Vorzeigbares bietet, wie auch das Lichtkonzept folgen dem Ansinnen der Stadt, ihr historisches Erbe besser in Szene zu setzen und die Aufenthaltsqualität, wie Bürgermeister Reiner Breuer schon mehrfach betont hat, zu erhöhen. Die Umgestaltung des Freithofes, die sich nun auch auf der Westseite dem Ende zuneigt, wäre dabei sicher auch zu nennen.