Neusser betreibt US-Wahlkampf

Bill Purcell engagiert sich bei den „Democrats Abroad“, der demokratischen Partei für im Ausland lebende Amerikaner.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Es bedarf nur eines Namens, bis Bill Purcell richtig loslegt: Donald Trump. „Peinlich, richtig peinlich“, sagt Purcell. „Zum Fremdschämen.“ Dass die beiden politisch nicht auf einer Linie liegen, ist klar: Purcell (52) ist Demokrat durch und durch — und arbeitet in der Auslandspartei „Democrats Abroad“ in NRW mit. Dabei handelt es sich um eine Vereinigung stimmberechtigter US-Amerikaner. Trump hingegen zieht mit jeder Menge umstrittener Meinungen — vom Bau einer Grenzmauer zu Mexiko über die Ausweisung von Millionen illegal in die USA Eingewanderter bis hin zur Rücknahme der Obamaschen Gesundheitsreform — für die Republikaner in den Vorwahlkampf zur US-Präsidentenwahl. Viel weiter kann man in den USA politisch nicht voneinander entfernt sein.

Zu Hause in seiner Wahlheimat Rosellerheide verfolgt Bill Purcell die Vorwahlen, die gerade in den USA begonnen haben, genau. Dass Trump jüngst bei den Primaries im US-Bundesstaat New Hampshire bei den Republikanern triumphierte, möchte Purcell ebenso wenig überbewerten wie den Sieg von Bernie Sanders über Hillary Clinton bei „seinen“ Demokraten. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass Trump am Ende wirklich Präsidentschaftskandidat der Republikaner wird“, sagt Purcell — und denkt direkt wie ein professioneller Wahlkämpfer. „Für uns Demokraten wäre das aber vielleicht gar nicht so schlecht, weil Trump wohl selbst für viele Republikaner als Präsident nicht tragfähig wäre.“ Das erhöhe die Siegchancen der Demokraten.

Klar ist, dass Bill Purcell im US-Wahlkampf alles daran setzen wird, die in der Region Neuss, Düsseldorf und Köln lebenden stimmberechtigten Amerikaner dazu zu bewegen, ihre Stimme für den demokratischen Kandidaten abzugeben. Das hat er schon bei der Wahl von Barack Obama getan. Aber wen bevorzugt er? Hillary Clinton oder Bernie Sanders? „Hillary Clinton hat ihre Stärken eher in der Außenpolitik, Sanders schätze ich innenpolitisch stärker ein“, meint Purcell — unentschlossen also.

Nach Neuss verschlug es Bill Purcell nach den Terroranschlägen von 2001. Er hat sie ganz in der Nähe des World Trade Centers in New York erlebt, in seiner Wohnung konnte er damals nicht mehr bleiben — auch wegen des Staubs, der das Atmen erschwerte. Er entschloss sich, New York zu verlassen und fand den Weg nach Neuss. In Rosellerheide lebt der Englischlehrer und Grafikdesigner mit seiner Ehefrau Ina und Tochter Louisa.