Neusserin ist Gesicht einer Ausstellung über das Down-Syndrom
„Touchdown“ ist in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.
Neuss. Sie ist das Gesicht der Ausstellung „Touchdown“ — der weltweit ersten Ausstellung über die Geschichte des Down-Syndroms, die noch bis zum 12. März in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen ist. Das Bild der Neusserin Johanna von Schönfeld, die vor 26 Jahren mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen ist, klebt an vielen Litfaßsäulen, wirbt in den Medien und prangt in Riesengröße an der Fassade der Bundeskunsthalle. Erst wenige Tage vor Eröffnung erfuhr Johanna, dass ihr Foto „der Eyecatcher“ der Ausstellung sein würde. Anfangs habe es sie irritiert. „Jetzt ist es schon toll“, erzählt sie.
2013 hatte der Fotograf Martin Langhorst Johanna von Schönfeld für eine der zweimal jährlich erscheinenden „Ohrenkuss“-Ausgaben in Szene gesetzt. „Ohrenkuss“ ist ein Magazin, für das nur Menschen mit Down-Syndrom schreiben. Johanna ist seit acht Jahren eine dieser Redakteurinnen, die in klarer Sprache (zum Teil mit ganz eigener Syntax) aber beeindruckend tiefsinnig über Themen wie Wunder, Mode, Ernährung schreiben. Für das Foto posierte die sonst eher zurückhaltende junge Frau professionell: Eine Maskenbildnerin hatte ihr goldene Dreiecke und schwarze Lippen aufgetragen. In ihrem glitzernden, tief ausgeschnittenen Kleid und mit auffallendem Schmuck ballt sie die Fäuste, schließt die Augen und strahlt eine unglaubliche Stärke aus. Passend zu jener „Ohrenkuss“-Ausgabe zum Thema „Superkräfte“.
Dass Johanna von Schönfeld schreiben und lesen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. „Noch vor 20 Jahren hieß es, es sei Quatsch, Menschen wie Johanna Lesen und Schreiben beibringen zu wollen“, erinnert sich ihre Mutter Ursula von Schönfeld. Die Juristin und Mutter von vier Kindern ließ sich davon nicht beirren, gründete 1997 gemeinsam mit 30 anderen die Neusser „Initiative gemeinsam leben und lernen“ (igll) und kämpft seitdem für Inklusion.
Ihre Tochter beschreibt Ursula von Schönfeld als „Intellektuelle mit Down-Syndrom“. Und in der Tat: Wer Johanna erlebt, lernt eine amüsant erzählende, mal nachdenkliche, mal schlagfertige junge Frau kennen, die stolz darauf ist, was sie alles kann. Und das ist viel: Denn Johanna gehört nicht nur dem Redakteursteam von „Ohrenkuss“ an, das jede zweite Woche in Bonn Themen bespricht und schreibt. Sie hat zudem einen Arbeitsplatz als Servicekraft in einer Düsseldorfer Dialyse-Praxis gefunden. „Über den ersten Arbeitsmarkt“, ergänzt ihre Mutter. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Menschen mit Handicap können selten Berufe ausüben, die ihnen Spaß machen, sondern finden Arbeit in Behindertenwerkstätten.
Seit sie acht ist, trainiert sie außerdem beim Neusser Schwimmverein“, erzählt sie. Zudem tanzt sie Hip-Hop, besucht einen Malkurs, kümmert sich um ihr Patenkind und freut sich, wenn ihre Schwestern zu Besuch sind. Dann geht es in die Disco. Denn Familie und Freunde sind Johanna besonders wichtig.