NHV stürzt tiefer in die Krise
Handball-Drittligist bleibt auch nach dem Trainerwechsel spielerisch vieles schuldig beim 27:27 gegen den TVK.
Neuss. Mathias Deppisch hat den Neusser HV nach dem Wechsel auf der Trainerbank noch tiefer in die Krise gestürzt: Mit seinem Treffer in der Schlusssekunde sorgte der Rechtsaußen des TV Korschenbroich nicht nur für den 27:27-Endstand im Lokalduell der Dritten Handball-Liga am Freitagabend, sondern auch für das dritte sieglose Spiel in Serie der als Aufstiegsanwärter in die Saison gestarteten Neusser.
Es war der erste Punktverlust des NHV vor heimischem Publikum, wobei gut die Hälfte der 750 Zuschauer mit den Gästen sympathisierte. Das Remis bescherte Neu-Trainer Jens Sieberger zwei Erkenntnisse. Die erste, positive, gab er selbst zu Protokoll: „Auf diese Einstellung können wir aufbauen.“ Schließlich gelang es seinen Schützlingen, einen Fünf-Tore-Rückstand (14:19, 44. Minute) wettzumachen. Wobei sie freilich auch davon profitierten, dass die Korschenbroicher nach der umstrittenen dritten Zeitstrafe für Markus Neukirchen (32.) und der Fußverletzung von Gerrit Stassen zwei Minuten später nur noch den angeschlagenen Nikolai Zidorn auf der Bank sitzen hatten. „Hätte nur einer von beiden weiterspielen können, wären wir nicht so in Schwierigkeiten geraten“, sagte TVK-Trainer Ronny Rogawska. So aber häuften sich bei den anfangs fast fehlerlosen Gästen die Ballverluste.
Die zweite Erkenntnis dürfte für Jens Sieberger die schwerwiegendere sein: Vor ihm liegt ein hartes Stück Arbeit, bis er aus einer Ansammlung von Individualisten so etwas wie ein harmonierendes Ensemble geformt hat. Die spielerischen Akzente, die man nur dann setzen kann, wenn es im Mannschaftsgefüge stimmt, setzte an diesem Abend eindeutig der TVK. Justin Müller und Michel Mantsch sorgten 40 Minuten lang für Spielzüge zum Zungeschnalzen.
Dem hatten die Neusser über weite Strecken nichts Adäquates entgegen zu setzen, außer ihrer größeren Physis, der größeren Routine und dem vorhandenen individuellen Können einzelner Spieler, das nur viel zu selten aufblitzte. Für den Sieg reichte das nicht. Zwar traf der ansonsten wie ein Schatten früherer Tage übers Parkett laufende Christopher Klasmann sechs Sekunden vor Schluss zum vermeintlich entscheidenden 27:26. Doch Rogawska griff tief in die taktische Trickkiste: Vier Korschenbroicher schwärmten auf die linke Angriffsseite aus, wohin ihnen die Neusser Abwehr folgte. Doch Michel Mantsch passte den Ball nach rechts — Mathias Deppisch traf.