Notfallseelsorge: Einsatz mit erster Hilfe
Die ökumenische Organisation hat sich neu aufgestellt. Der Bedarf ist groß.
Neuss. Sie überbringen mit der Polizei eine Todesnachricht, sie stehen für ein erstes Gespräch, ein Gebet, vielleicht nur für eine liebevolle Geste nach einem Schock zur Verfügung. Sie halfen nach dem Love-Parade-Unglück und trauerten mit Zeugen der Bluttat vom Jobcenter: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der ökumenischen Notfallseelsorge sind für Feuerwehr wie Polizei unverzichtbare Helfer bei schwerwiegenden Einsätzen. Jetzt hat sich diese Einrichtung von katholischer und evangelischer Kirche neu organisiert.
Äußeres Zeichen ist das neue, silberfarbene Fahrzeug mit violetter Aufschrift. Dahinter steht die Trennung vom DRK, mit dem die Kirchen in der Notfallseelsorge seit der Gründung 1999 organisatorisch kooperierten. „Wir haben lange gut zusammengearbeitet, und jetzt ist es besser allein“, sagt Pfarrerin Angelika Ludwig, Koordinatorin für die evangelische Kirche.
Aus den ersten Anfängen in Neuss ist eine kreisweit durchorganisierte ehrenamtliche Organisation geworden. Am gestrigen Reformationstag betonten Kreisdechant Guido Assmann und Superintendent Hermann Schenck den ökumenischen Charakter dieses „unverzichtbaren Dienstes, den beide Kirchen leisten. Wir haben dieselbe Botschaft“, wie Schenck es ausdrückte. Im Schnitt jeden zweiten Tag wird die Notfallseelsorge von der Kreisleitstelle zu einem Unfall, einem Verbrechen, einem Unglück gerufen. 26 Seelsorger und ehrenamtliche Fachkräfte sowie Fahrer halten diesen Dienst aufrecht, ausgebildet und vorbereitet auf das, was sie erwarten kann.
„Wir leisten in den ersten Stunden erste Hilfe für die Seele“, sagt Pfarrer Wolfgang Vossen, Beauftragter für die Notfallseelsorge im Kreisdekanat. Die Arbeit vollzieht sich im Kirchenauftrag, ob der Hilfeempfänger evangelisch oder katholisch, christlich oder nicht-christlich ist, spielt keine Rolle.
Normalerweise ist der Einsatz mit der einmaligen Hilfe beendet. Anders war es nach der Gewalttat am Jobcenter. 25 Seelsorger waren zehn Tage lang für die geschockten Mitarbeiter da.
13 Jahre nach den Anfängen seien sie „geschätzte Partner von Feuerwehr und Polizei“, sagt Pfarrerin Angelika Ludwig. Und Superintendent wie Stadtdechant ergänzen, dass sie mit dieser Hilfe ihre „Kerngeschäft“, die Seelsorge, betreiben könnten. Der Bedarf, das wissen alle Helfer, ist riesig.