Ökumene ist wichtiges Thema bei der Reformationssynode
Gläubige f beschwören die „wiederentdeckten Gemeinsamkeiten“.
Rhein-Kreis. Es ist eine bunte, vielfältige und sehr unterschiedliche Gemeinde, die sich am Samstagmorgen in der Rheydter Hauptkirche versammelt: Delegierte aus vier rheinischen Kirchenkreisen, Vertreter der namibischen und tansanischen, marokkanischen, indonesischen, belgischen und niederländischen evangelischen Kirchen ebenso wie der katholischen Nachbargemeinden und der Kirchenleitungen. Simultan wird ins Französische und Englische übersetzt und beim gemeinsamen Gebet hört man das Vaterunser in verschiedenen Sprachen. In Rheydt tagt die Reformationssynode mit 250 Delegierten. Der Protestantismus diskutiert über Wege in die Zukunft.
„Wir wollten etwas machen, das richtig evangelisch ist“, erklärt Martina Wasserloos-Strunk, Präses der Synode. Und eine Synode, das ist ur-evangelisch. Und so tauschen sich Synodale über Herausforderungen und Perspektiven des Glaubens aus, lernen die unterschiedlichen Akzente kennen, die die Kirchen des Nordens und des Südens setzen und hören einander zu. Karen Thomas Smith von der marokkanischen Kirche hält eine kämpferische Predigt, in der sie die Funktionsweise der Wirtschaft hinterfragt und dagegen die Ökonomie Gottes in ihrer Fülle und Großzügigkeit stellt — mit Blick auf das Flüchtlingselend, das in Marokko besonders sichtbar wird und dem sich die kleine evangelische Gemeinde dort helfend und engagiert entgegenstellt. Diesen Rahmen des Dialogs und des Miteinanders bei allen Unterschieden haben Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, und der Aachener Bischof Helmut Dieser gewählt, um gemeinsam einen „Ökumenischen Brief“ an die evangelischen und katholischen Gemeinden zu unterzeichnen. In dem Schreiben werden die „wiederentdeckten Gemeinsamkeiten“ beschworen und zu einer vertieften ökumenischen Zusammenarbeit auf Gebieten wie der caritativen und diakonischen Arbeit, in der Jugendarbeit und der Bildung ermutigt. Die Gemeinden werden aufgefordert, dort, wo blinde Flecken der Ökumene sind, neue Wege zu suchen. Die theologischen Differenzen werden dabei ausgespart.
„Abendmahl, Amtsverständnis, Wesen der Kirche“, zählt Rekowski die Bereiche auf, in denen sich weiter konfessionelle Gräben auftun. Vor allem die Trennung am Tisch des Herrn schmerze alle. „Es gibt keine Alternative zum Dialog“, betont der Präses.
Auch Bischof Dieser unterstreicht die Bedeutung der Ökumene und spricht von einer gemeinsamen Sendung in die Welt hinein und der Sehnsucht nach Einheit. „Die Ökumene bekommt in diesem Jahr Schub“, stellt er fest. Die Theologen seien in ihren Gesprächen schon weiter, als das oft bekannt sei. „Das müssen wir rezipieren und daraus Konsequenzen ziehen“, sagt der Bischof. Es gelte, in diesem Prozess alle mitzunehmen. Und das gemeinsame Abendmahl? Das sei das eigentliche Ziel der Ökumene.
Die Synodalen tagen noch bis zum Abend. „Wir erleben eine wunderbare Gemeinschaft und ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl“, sagt Superintendent Dietrich Denker. Die internationalen Gäste bleiben noch bis zum Fest der Begegnung am kommenden Sonntag im Jülicher Brückenkopfpark.