Polizei unterbricht Denkmal-Einweihung

Die Beamten vermuteten bei Neurath eine nicht angemeldete Klimacamp-Versammlung.

Foto: Lothar Berns

Neurath. „Eine Versammlung ist zurzeit in jeder Form verdächtig“, scherzte Dieter Volkwein später in seiner Begrüßungsrede. Eingeladen hatten der Vorsitzende des Gartenbauvereins Neurath, seine Mitstreiter und Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen zur Vorstellung des Gedenksteins für Gut Nanderath. Diese Einweihung am Rande der L 116 aber war nicht hochoffiziell genehmigt und fand in so unmittelbarer Nähe des derzeit stattfindenden Klimacamps statt, dass zufällig vorbeifahrende Polizeibeamte hier eine nicht angemeldete Demonstration von Aktivisten zum schnelleren Ausstieg aus der Braunkohle vermuteten.

„Wir waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Platz“, zitierte Dieter Volkwein später einen der Polizisten. Denn erst, nachdem der Bürgermeister den Beamten die Situation erklärt hatte, konnte die Einweihung wie geplant stattfinden. „Eine unendliche Geschichte mit Happy End“, wie Dieter Volkwein zusammen fasste.

Obwohl es unter Denkmalschutz stand, wurde das Gut Nanderath 2011 von RWE Power abgerissen. Es musste der Braunkohle weichen. Wenigstens Stein oder Tafel sollten an dieses Gebäude erinnern. „Also wurde im Vorstand beschlossen, dass wir die Sache in die Hand nehmen“, erinnert sich Dieter Volkwein. Nach fast drei Jahren Vorbereitungszeit steht jetzt etwa zwei Kilometer vom eigentlichen Abrissort das Denkmal. „Zur Erinnerung an Gut Nanderath 1465 - 2011“, ist in weißen Lettern auf schwarzem Grund zu lesen. Das Kleinod gehörte zu einer Reihe von Gütern, die zur Entstehung Neuraths beigetragen haben, wie die Zuhörer erfuhren. Zu ihnen gehörten auch Hubertus Roellgen mit seiner Schwester, die die letzten Besitzer des Gutes waren. Peter Zenker, Ex-Bergbaudirektor, der in Neurath groß wurde und noch heute über das Quartier forscht, hielt einen Vortrag über die Geschichte des Ortes. Von den „Herrensitzen in der Kirche“ war da zu hören und wie „vornehm“ es damals auch auf Gut Nanderath zuging.

„Mit 13 Euro Jahresbeitrag bei den Gartenfreunden“ konnten Gedenkstein sowie ein neu geschaffener Weg zu ihm „nicht finanziert“ werden, erklärte Volkwein zu den Kosten von mehr als 4400 Euro. Da RWE in der Bringschuld war, wurden Pflasterung sowie Aufstellung des Steins übernommen. Im nächsten Schritt würden die Gartenfreunde gerne das grüne Drumherum in eine blühende Obstwiese verwandeln. Angebaut werden sollen alte, typisch Grevenbroicher Apfelsorten wie „Zuccalmaglio Renette“.