Polizei verzichtet auf Rechnungen

Private Hausbesitzer werden künftig nicht mehr zur Kasse gebeten, wenn ihre Alarmanlage fehlerhaft auslöst.

Rhein-Kreis. Es passte einfach nicht zusammen. Einerseits ruft die Polizei mit der landesweiten Kampagne „Riegel vor“ dazu auf, das eigene Haus vor Diebstahl zu sichern. Andererseits mussten Wohnungsinhaber zahlen, wenn aufgrund einer fehlerhaft auslösenden Alarmanlage die Polizei alarmiert wurde. Wählte jemand die 110 und stellte sich dann ein falscher Alarm heraus, so verschickte die Polizei Gebührenbescheide — ausgerechnet in Höhe von 110 Euro. Auch im Rhein-Kreis Neuss war das so. Alleine im Jahr 2015 schrieb die Polizei im Kreisgebiet 975 solcher Rechnungen an private und gewerbliche Immobilienbesitzer. „Wir sind da an die Erlasse der Landesregierung gebunden“, erklärt Polizeisprecherin Diane Drawe.

Ralf Jäger, NRW-Innenminister

Und genau die haben sich nun geändert. Die Landesregierung hat beschlossen, die Gebühr abzuschaffen. „Moderne Sicherheitstechnik ist ein wichtiges Mittel gegen Einbruchskriminalität. Es wäre deshalb kontraproduktiv, Hausbesitzer für Fehlalarme weiter zur Kasse zu bitten. Wir wollen die Menschen in NRW ermutigen, sofort die 110 zu wählen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt“, sagte Innenminister Ralf Jager zur Begründung. Seit dem 16. Juli müssen zumindest private Hausbesitzer bei einem Fehlalarm nicht mehr zahlen.

Dennoch wünscht sich Diane Drawe, dass Menschen auf zertifizierte Technik setzen. „Auch wenn ein Fehlalarm jetzt nicht mehr kostet, tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Wenn es mehrmals einen falschen Alarm gab, rufen die Nachbarn irgendwann nicht mehr die Polizei, auch wenn vielleicht wirklich ein Einbruch im Gange ist“, sagt sie. Auf der Internetseite der Kreis-Polizei gebe es daher eine Liste mit zertifizierten Alarmanalgen, die weniger fehleranfällig sind.

Einbruchskriminalität ist nach wie vor ein grosses Problem im Rhein-Kreis. 1580 Wohnungseinbrüche verzeichnete die Polizei in 2015, davon 556 in Neuss, 218 in Dormagen und 189 in Grevenbroich. Bei mehr als 40 Prozent der Fälle blieb es bei einem Versuch. „Wenn Einbrecher nicht innerhalb weniger Sekunden ins Haus gelangen, brechen sie ihren Versuch meist ab“, sagt Drawe. Daher ruft die Polizei vor allem zur Sicherung von Fenstern und Türen auf. Dies sei deutlich effektiver als Alarmanlagen, heißt es.

Auf der Hauptwache in Neuss hat die Kreispolizei eine Beratungsstelle eingerichtet. Außerdem tourt ein Präventionsanhänger durch den Kreis. An dem können Interessierte unter anderem ausprobieren, ein gesichertes und ein ungesichertes Fenster aufzuhebeln. Der Vergleich soll verdeutlichen, wie sehr Sicherheitsmaßnahmen den Einbruch erschweren. Außerdem verweist Drawe auf den Einsatz von zivilen und uniformierten Streifen der Polizei. Die Präsenz soll Einbrecher abschrecken. Transparenz soll das in diesem Jahr eingerichtete Einbruchsradar schaffen. Darin veröffentlicht die Polizei immer montags die Einbruchsorte der vergangenen Woche.