Polizei zeigt Video vom Tatort
Nach den Schmierereien am Moschee-Rohbau hoffen die Beamten auf Hinweise auf den Täter.
Dormagen. Mit Hochdruck arbeitet die Ermittlungskommission „Roseller“ an der Aufklärung der Schmiererein am Moschee-Rohbau sowie an drei Schulen in Hackenbroich, die mit Nazi-Parolen und fremdenfeindlichen Sprüchen besprüht worden sind. Gestern gaben Polizei und Staatsschutz einen Zwischenstand.
Dabei zeigten sie erstmals Videoaufnahmen, auf denen der mutmaßliche, stark vermummte Täter zu sehen ist, wie er das Moschee-Gelände betritt und wieder verlässt. „Wir erhoffen uns durch die Veröffentlichung dieses Videos Hinweise aus der Bevölkerung“, sagte Christian Leue, Kriminalhauptkommissar und Leiter der „EK Roseller“ beim Staatsschutz in Düsseldorf.
Die Arbeit für die Beamten ist nicht leicht, weil die Faktenlage ausgesprochen dünn ist. Nach der Auswertung der Aufnahmen aus der Videoüberwachung der Moschee war der Täter — die Polizei geht von einem Einzeltätzer aus — am frühen Morgen des 21. Dezembers, einem Sonntag, zwischen 4.50 und 5.26 Uhr auf dem Gelände des an der Roseller Straße gelegenen Rohbaus. In dieser Zeit besprühte er die Wände großflächig mit Hakenkreuzen und Anti-Islam-Parolen.
Die Aufnahmen lassen den Schluss zu, dass der Täter von der Videoüberwachung wusste, denn sein Gesicht ist nicht zu sehen, weil er den Kopf tief gesenkt hält und zudem eine Mütze trägt. Der Mann trägt eine dicke Jacke und eine Cargo- oder Arbeitshose. „Vielleicht erkennt ihn jemand aufgrund des Ganges oder der Kleidung“, hofft Christian Leue. Das Alter des Täters kann er nur schätzen, „vielleicht zwischen 25 und 40“. Sportlich müsse der Mann sein, weil er sich auf ein 15 Meter hohes Baugerüst gewagt hatte, um auch von dort sprayen zu können.
Auch an den umliegenden Tankstellen sicherten sich die Beamten die Videoaufnahmen. Die zeitaufwendigen Auswertungen sind noch nicht abgeschlossen. „Zu dieser frühen Uhrzeit herrschte dort schon Betrieb, vielleicht hat ein Autofahrer etwas bemerkt“, so Leue. Zwei, drei Hinweise sind bislang eingegangen, „alle negativ“.
Noch völlig im Dunkeln tappt die Polizei im zweiten Fall: Am vergangenen Wochenende — die Polizei geht inzwischen von einer Tatzeit zwischen Donnerstag, 1. Januar, 20 Uhr, und Freitag, 2. Januar, 9 Uhr aus — wurden drei Wohnhäuser sowie die Grundschule Burg, die Realschule und das Leibniz-Gymnasiums mit Türken-feindlichen Sprüchen besprüht.
Die Polizei hat einen Weg skizziert, der sich von der Grundschule entlang der betroffenen Privathäuser bis ins Schulzentrum zieht. Sie geht von zwei bis drei Tätern aus. „Möglicherweise sind es Nachahmungstäter“, sagt Leue, „aber das ist zurzeit reine Spekulation.“
Beim Schriftbild gibt es offenbar keine Übereinstimmung. Aus Sicht des Staatsschützers Leue gibt es keine Hinweise auf eine besondere rechte Szene im Rhein-Kreis Neuss. „Die ohnehin geringe Fallzahl war 2014 rückläufig.“ Hans-Willi Arnold, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde, kündigte angesichts des Antrags der Moschee-Gemeinde Norf, die Polizeischutz wünscht, an, dass „verstärkt Streifenwagen dort unterwegs sein werden. Das Gleiche gilt auch für die Moschee in Dormagen. Mit einer neuen mobilen Wache werden wir gerade auch in Hackenbroich ansprechbar sein“.