Quirinus-Cup steht vor Wandel
Mehr als 1800 junge Handballer nahmen teil. Doch die Rufe nach mehr sportlicher Qualität mehren sich.
Neuss. Es gibt sie noch, diese ganz besonderen Momente beim Quirinus-Cup. Als vor dem Endspiel der weiblichen D-Jugend zwischen HK Euregio Münsterland und der JSG Bad Soden/Schwalbach/Niederhöchstadt die Technik streikte, stimmte das junge Publikum in der überhitzten und zum Bersten gefüllten Elmar-Frings-Sporthalle kurzerhand selbst die deutsche Nationalhymne an — und erwies sich dabei als erstaunlich textsicher.
Viel Raum für Improvisation und Spontanität bot auch die 36. Auflage des 1982 von Volker Schimmelpfennig und Manfred Büschgens erfundenen internationalen Handball-Jugendturniers. Doch Martin Eggert, 2. Vorsitzender des Neusser HV, stellte klar: „Es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden.“
Natürlich soll das Turnier auch in Zukunft für internationalen Austausch stehen, in diesem Jahr dokumentiert durch 1812 Aktive in 163 Mannschaften aus 17 Nationen. Doch mit dem bereits vollzogenen oder bevorstehenden Abtritt der „alten Garde“ um Wolfgang Spangenberger und Jochen Kallenberg ist das Traditionsturnier dabei, sich neu zu erfinden. „Wir haben gar keine andere Wahl“, sagte Eggert, „einfach so weitermachen wie immer, ist nicht möglich.“
Um wieder mehr Qualität in das Turnier zu bringen, beschreitet der NHV andere Wege. In diesem Jahr gab es für die drei Erstplatzierten im A- und B-Jugend-Bereich zum ersten Mal Preisgelder: 1000 Euro für den Sieger, 600 Euro für Rang zwei und 400 Euro für den Dritten. Zudem erklärte Eggert, unter dessen Regie die Digitalisierung aller Abläufe voranschreitet, die Zeiten des ständigen Wachstums für beendet. „Teilnehmerfelder mit mehr als 200 Mannschaften sind für uns ehrenamtlich überhaupt nicht mehr zu stemmen. Und mehr Masse steht nicht automatisch für mehr Klasse.“
Er könnte sich sogar vorstellen, den Cup auf 100 Mannschaften zu reduzieren und die Sieger in einem Final-Four-Turnier zu ermitteln. „Es bleibt immer noch der Quirinus-Cup an Pfingsten, aber wir wollen uns mehr aufs Sportliche als aufs Traditionelle konzentrieren“, sagte Eggert.
Schließlich mehren sich die Stimmen, die den sportlichen Wert der Veranstaltung infrage stellen. „Wir hätten uns schon mehr Wettkampf gewünscht“, sagte Peer Pütz, der mit den von ihm trainierten C-Jugendlichen des TSV Bayer Dormagen durchs Turnier gepflügt war. Das Finale gewannen seine Schützlinge mit 22:12 gegen den gewiss nicht schwachen Mélantois Handball Club aus Frankreich. Pütz: „Richtig gefordert wurden wir eigentlich nur im Halbfinale beim 16:14 gegen die HSG Neuss/Düsseldorf.“
Das gute Abschneiden von Dukla Prag — die Tschechen erreichten mit der A- und B-Jugend das Finale — sowie das starke Turnier der weiblichen B-Jugend mit Teams aus vier Nationen in der Endrunde bestätigte Eggert indes in seinem Plan, an Pfingsten wieder mehr Qualität an den Rhein zu bringen. „Fürs nächste Jahr bin ich am FC Barcelona dran — und auch Skandinavien ist interessant.“
Bei der männlichen A- und der B-Jugend feierte die HSG Neuss/Düsseldorf indes zwei Erfolge — jeweils mit Siegen gegen Dukla Prag.