NRW Rettungswache für den Süden
Neuss · Auf Drängen der Stadt übernimmt der Kreis die Verlagerung eines RTW in den Neusser Süden in den neuen Rettungsdienstbedarfsplan. Die Wache dafür, deren Bau und Betrieb Neuss finanzieren muss, ist an der K 30 geplant.
Die Einrichtung einer Rettungswache im Neusser Süden ist ein politischer Dauerbrenner, seit das DRK 2007 erstmals von einer „Rettungswache Rosellen“ sprach und schon Probefahrten machte. Doch nie war Neuss diesem Ziel so nahe wie jetzt. Denn auf Wunsch der Stadt hat der Kreis in den Entwurf für einen neuen Rettungsdienstbedarfsplan die Absicht übernommen, einen Rettungstransportwagen (RTW) an einem noch zu definierenden Standort entlang der K 30 zwischen Hoisten und dem Gewerbegebiet Uedesheim zu stationieren.
Aus dem mit „vertraulich“ gekennzeichneten Entwurf ist allerdings zu entnehmen, dass nicht alle Wünsche der Stadtverwaltung erfüllt werden. So hatte diese gefordert, den Bezirk Rosellen, in dem fast 15 000 Menschen leben, als „kernstädtisch“ zu definieren. Konsequenz wäre: Der RTW müsste spätestens acht Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort sein. Der Kreis hält angesichts von nur 500 relevanten Fahrten jährlich und einer kaum noch steigenden Bevölkerungszahl zwölf Minuten („ländlich“) als Hilfsfrist für vertretbar.
Zweitens möchte die Stadt keinen Krankentransportwagen (KTW) zusätzlich in Dienst gestellt sehen, sondern einen – wenn auch nur zwölf Stunden besetzten – RTW. Mit insgesamt drei KTW, die für Notfalleinsätze aufgerüstet werden, will der Kreis die stark ausgelastete RTW-Flotte entlasten. Und er hält daran fest, bietet aber an, diesen Notfall-KTW für Neuss, der auf der Wache Mitte (Hellersbergstraße) oder Süd (Reuschenberg) stationiert werden soll, als rund um die Uhr verfügbar zu haltendes Rettungsmittel im Plan zu verankern.
Noch Mitte Juni hatte Bürgermeister Reiner Breuer im Rat von Meinungsverschiedenheiten zwischen Stadt und Kreis in Sachen RTW Süd gesprochen. Der Wunsch, im Neusser Süden einen RTW einsatzbereit zu halten, sei aber erst schriftlich an den Kreis herangetragen worden, kontert Kreissprecher Benjamin Josephs. Der Kreis hätte in diesem Punkt bewusst Zurückhaltung geübt, weil der Bau der Wache und auch ihr Betrieb von der Stadt finanziert werden müssen, die das wiederum auf die Gebührenzahler umlegt. Eine zwingende Notwendigkeit zur Stationierung eines RTW könne der Kreis nämlich nicht erkennen. Die Aussage stützt sich auch auf eine Analyse aller Einssatzzahlen in der Vergangenheit, die dem Planentwurf zugrunde liegt. Demnach werden die vorgeschriebenen Hilfsfristen in mehr als 90 Prozent der Fälle eingehalten. Das gilt als ausreichend. „Eine Verlagerung ist nicht erforderlich“, heißt es in dem Entwurf. Aber es wird auch anerkannt, heißt es nach der gewünschten Ergänzung, dass „durch die Verlagerung eines RTW in den Neusser Süden die rettungsdienstliche Abdeckung verbessert wird.“
Aktuell werden im Neusser Stadtgebiet sechs RTW an drei Wachen rund um die Uhr einsatzbereit gehalten. Eines dieser Fahrzeuge würde nach den Vorstellungen des Kreises in eine neue Wache an der K 30 verlagert. Das wäre wiederum auch nicht ganz im Sinne der SPD, auf deren Antrag 2019 die Rettungswache Süd schon 2019 im Hauptausschuss beschlossen wurde. „Wir wollen einen zusätzlichen RTW“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen, „und nicht durch Schließen der einen Lücke eine neue aufreißen.“
Der Standort an der K 30 scheint dagegen konsensfähig. Die CDU hatte schon 2013 ein Grundstück an der Ecke zur Nievenheimer Straße südlich von Norf ins Gespräch gebracht – damals noch als gemeinsamen Standort für eine Feuer- und Rettungswache Süd. Die Feuerwehr bekommt aber jetzt einen Neubau an der Hochstadenstraße, zwischen Weckhoven und Hoisten. Der aber wäre nach Jansens Ansicht für eine Rettungswache, von der gerade Rosellen und Allerheiligen profitieren sollen, zu weit ab vom Schuss.