Volksbank Düsseldorf-Neuss Abschied vor zerbombter Filiale
Rosellerheide · Mit einem Straßenfest für die ganze Nachbarschaft wurde eine Woche nach dem Sprengstoffanschlag auf die Volksbank-Filiale Doris Trampnau in den Ruhestand entlassen. Vor den vernagelten Fensterhöhlen gab Vorstand Klaus Reh den Menschen im Ort ein Versprechen.
Die leidlich wieder aufgeräumte Schalterhalle der Volksbank-Filiale an der Neuenberger Straße, in der vor ziemlich genau einer Woche Geldautomaten-Sprenger große Verwüstungen angerichtet hatten, glich am Freitag eher einem Blumenladen. Nach 25 Jahren am Schalter verabschiedete sich Doris Trampnau in den Ruhestand – und scheinbar der ganze Ort wollte Alles Gute wünschen.
Es war ein großer Bahnhof für die 64-jährige Nievenheimerin. Denn weil die geplante kleine Verabschiedung in der Filiale nicht möglich war, organisierte der Volksbank-Marketingmann und Pressesprecher Christian Feldbinder mit seinem Team kurzerhand ein Straßenfest für die gesamte Nachbarschaft vor den vernagelten Fensterhöhlen der Bank. Schließlich hatte Volksbank-Vorstand Klaus Reh ja auch eine Ankündigung von öffentlichem Interesse zu machen: „Wir bleiben“, sagte Reh – und erhielt Applaus dafür.
Der Anschlag auf die Volksbank in Rosellerheide war schon die dritte von Automatensprengern verübte Straftat in diesem Jahr. Wohlgemerkt: nur in Neuss. Reh nannte das Vorgehen dieser Banden skrupellos. „Aber wir lassen und davon nicht abhalten“, sagte er. Die Filiale bleibe bestehen und wird schnellstmöglich wiedereröffnet. Die Sparkasse, deren Filiale in Rosellerheide vor genau einem Jahr das Ziel eines solchen Überfalls geworden war, hatte anders entschieden. Ihre Filiale ging nicht wieder ans Netz. Begründung: Hochrisiko-Standort.
Wie groß der Schaden für die Bank und der Sanierungsaufwand an dem Gebäude sein wird, kann weder die Volksbank als Mieterin noch die Vermieterin derzeit sagen, die sich aber beim Straßenfest am Freitag ganz entspannt zeigte. Denn die Wucht der Explosion hatte zwar alle Glasfronten in der Volksbank zu Bruch gehen lassen, die Statik des Gebäudes sei aber intakt, bilanziert Reh. Er bat am Freitag um Geduld, weil es bis zur Wiedereröffnung Winter werden könnte, stellte aber zugleich eine provisorische Lösung vorab in Aussicht. „Wir prüfen das“, sagte er – allerdings sehr vorsichtig.
Natürlich musste sich Doris Trampnau den Witz gefallen lassen, es am Ende ihrer Berufstätigkeit noch einmal richtig krachen zu lassen. Dafür lagen ihr Abschied und der Sprengstoffanschlag, den sie selbst als Schock bezeichnete, einfach zu dicht aneinander. Aber das trübte die Stimmung kein bisschen, zumal Christian Feldbinder für seine demnächst Ex-Kollegin noch eine Überraschung vorbereitet hatte.
Für das Fest wurde die ganze Nachbarschaft mobilisiert
Weil er aus einer Plauderei wusste, dass Doris Trampnau gerne wieder Urlaub in Österreich machen möchte, weil sie alpenländische Musik so mag, zog er ein paar Strippen und konnte das Duo „Da Zillertaler und die Geigerin“ für einen Blitzbesuch in Neuss gewinnen. Um Mitternacht brachen die Musiker in Zell am Ziller auf, bezogen nur kurz ihr Hotelzimmer, um in die „Krachlederne“ zu steigen – und schon standen sie bei schönstem Sonnenschein in Rosellerheide auf dem Straßenfest.
Für das Drumherum des Festes hatte die Volksbank die ganze Nachbarschaft mobilisieren können. Der Bäcker und der Metzger sorgten ebenso für die Versorgung wie das Team der Pizzeria neben der Bank, das extra früher aufgemacht hatte. Sie seien Kunden, Mitglieder aber auch Vertreter der Bank, sagte Reh, der der Festversammlung gleich ein Etikett verpasste: „Volksbank light – ganz regional.“
Sie habe sich in der Filiale aber auch im Kreis dieser Kunden immer wie zu Hause gefühlt, gab Trampnau selbst zu. Sie war am 1. August 1976 als Auszubildende bei der Volksbank eingestiegen und hätte es, wenn sie nicht für ihre drei Söhne in Elternzeit gegangen wäre, auf 47 Dienstjahre gebracht. Zum Wiedereinstieg nach der Familienphase stieg sie am 15. Juli 1998 in Rosellerheide ein – und bleib. Zu ihrer Verabschiedung sprach Reh, der 1979 zur Volksbank kam und Trampnaus erster Azubi war. „Ihr Lieblingsazubi“, wie er unwidersprochen behauptete, der Ende Oktober selbst die Volksbank verlässt. Nach 44 Banker-Jahren geht Reh in die Altersteilzeit.