Seit 30 Jahren Hilfe für Frauen in Not
Die Frauenberatungsstelle Neuss hofft auf mehr Geld vom Land NRW.
Neuss. 675 Frauen aus dem Rhein-Kreis Neuss suchten 2011 in Einzelberatungen die Hilfe und Unterstützung der Frauenberatungsstelle Neuss. Etwa die Hälfte davon gab an, häuslicher Gewalt ausgesetzt zu sein. „Dieses Thema ist bei uns leider noch immer der traurige Spitzenreiter“, sagt Ursula Habrich vom Verein Frauen helfen Frauen, der die Beratungsstelle vor 30 Jahren eröffnete.
Die Zahl der hilfesuchenden Frauen im Rhein-Kreis steigt seit Jahren an. 2002 zählte die Beratungsstelle am Markt noch 498 Einzelberatungen. „Wir vermuten, dass nicht die Gewalt zunimmt, sondern dass sich mehr Frauen trauen, gegen Gewalt in der Beziehung vorzugehen“, erklärt Habrich. Sexuelle Übergriffe und erzwungener Geschlechtsverkehr gelten nach Erkenntnis der Beraterinnen nach wie vor als Tabuthema. „In der Regel kommen die Frauen aber nicht nur mit einem Problem zu uns“, sagt Geschäftsführerin Janne Gronen. In den meisten Fällen gebe es daher eine Mehrfachberatung, zum Beispiel zu den Themen Scheidung und Trennung.
Der überwiegende Teil der Opfer häuslicher Gewalt findet seinen Weg zur Beratungsstelle auf Vermittlung der Polizei. „Wir bekommen eine Benachrichtigung und wenden uns dann direkt an die Frauen“, erklärt Ursula Habrich. Ab diesem Zeitpunkt bleiben zehn Tage, in denen der Täter aufgrund einer polizeilichen Weisung die gemeinsame Wohnung nicht betreten darf. Habrich: „In diesem Zeitfenster muss ganz viel passieren.“ Die Mitarbeiterinnen kümmern sich unter anderem um eine rechtliche Beratung und helfen beim Treffen einer Entscheidung.
Unterstützt wird die Beratungsstelle vom Rhein-Kreis Neuss mit 110 000 Euro und vom Land mit 109 000 Euro. „Mehr als die knapp 700 Beratungen schaffen wir personell nicht mehr“, betont Janne Gronen. Sie hofft auf mehr Geld und eine institutionelle Förderung anstelle der aktuellen Projektförderung. Damit könnten sämtliche Ausgaben abgedeckt werden.