Shakespeares Zeitgenosse beim Festival gewürdigt
Die Fundación Siglo de Oro zeigt im Globe-Theater zwei Werke des selten gespielten spanischen Autors.
Neuss. Der Schauspieler Rodrigo Arribas muss es wissen: „Wenn Shakespeare ein Musiker war, dann war Lope de Vega ein Choreograf.“ Lope de Vega war ein spanischer Kollege und Zeitgenosse Shakespeares. Nicht weniger als 1800 Stücke hat er geschrieben, von denen immerhin 500 erhalten sind. Doch die Kassenknüller von einst werden heute sogar in Spanien selten gespielt.
„Siglo de Oro“, Goldenes Zeitalter, nennt man in Spanien diese Epoche, und sie gab auch Arribas Theatertruppe den Namen. Die Fundación Siglo de Oro will das Flair vergangener Theater-Zeiten für ein zeitgenössisches Publikum erlebbar machen. Hochprofessionell, mit Spielwitz und viel Musik — der Choreograf Lope de Vega lässt grüßen.
Am Wochenende brachte die Fundación diese spanische Theatertradition ins Globe-Theater, wo sie im Rahmen des Shakespeare-Festivals gleich drei Stücke zeigte. Zwei davon stammen aus der Feder von Lope de Vega, neben „El Perro del Hortelano“ am Freitag und „El Castigo sin Venganza“ am Samstag stand am Sonntag auch das Shakespeare-Stück „Enrico VIII“ auf dem Programm. Alles in spanischer Sprache, mit englischer Übertitelung. Für die lockere Überschreitung derartiger Sprachbarrieren ist das Shakespeare-Festival bekannt. Auch diesmal rissen die Energie und das expessive Spiel der Truppe das gesamte Publikum mit.
Die Aufführungen lassen den Schatz an Ideen und Kunstgriffen ahnen, die im halbvergessenen Werk Lope de Vegas schlummern. Dies neu zu entdecken, ist Ziel der 2003 gegründeten Fundación Siglo do Oro. Welchen Spaß die alten Klassiker auch heute noch bereiten, zeigten Rodirgo Arriba und seine Kollegen dem Publikum am Freitag mit der turbulenten Komödie „El Perro del Hortelano“. Der spanische Titel, übersetzt „Der Hund des Gärtners“, bezieht sich auf eine Redensart: Der Hund des Gärtners ist darauf dressiert, das Gemüse seines Herrn zu bewachen, und tut dies auch dann noch, wenn der Gärtner gestorben ist. Im übertragenen Sinn ist der Neidhammel gemeint, der seinen Mitmenschen das Gute missgönnt. So eine Person ist Gräfin Diana, die ihren Sekretär liebt, weil sie befürchtet, er könnte sich in ihre Magd vergucken. Doch ihrem Glück mit dem Angebeteten steht der Standesunterschied im Weg — bis ihn ein greiser Adliger anstelle seines verloren geglaubten Sohnes annimmt.
Bis dahin: jede Menge Verwicklungen, Intrigen, Missverständnisse. Doch, um es mit Kollege William Shakespeare zu sagen: Ende gut, alles gut . . .