Sozialbetrug als Thema für gekonnte Farce
Londoner Kassenschlager „Cash“ wird im Rheinischen Landestheater vom Publikum umjubelt.
Neuss. Eigentlich ist es doch nicht schlimm, wenn ein Arbeitsloser einen versehentlich geschickten Scheck für den gerade ausgewanderten Untermieter selbst behält. Denkt sich jedenfalls Eric (André Felgenhauer), denn so kann er seiner Frau Linda (Katharina Dalichau) verheimlichen, dass er den Job verloren hat. Doch es bleibt nicht bei der einen Lüge. Auf Nachfragen vom Amt erfindet Eric mehrere Untermieter, für die er alle möglichen Beihilfen kassiert. Zwei Jahre hält er durch, zunehmend geplagt vom schlechten Gewissen. Dann hat er genug und will seine Figuren nacheinander sterben lassen. Aber da steht schon ein Außenprüfer vom Sozialamt (Michael Putschli) vor der Tür. Hilfe erhofft sich Eric vom einzigen wirklichen Untermieter Norman (Michael Großschädl).
Und das ist erst der Anfang von „Cash — und ewig rauschen die Gelder“. Ein Jahr lang hatte Cash die Säle im Londoner West End gefüllt und wurde anschließend in ganz Europa zum Kassenschlager. Jetzt feierte das witzige Erfolgsstück von Michael Cooney im Rheinischen Landestheater eine umjubelte Premiere.
Sozialbetrug als Thema zum Schenkelklopfen — geht das überhaupt? Immerhin hat Griechenland jährlich Millionenbeträge an Renten für Verstorbene verpulvert. Andererseits werden Bedürftige häufig pauschal als Sozialschmarotzer abgestempelt. Regisseur Jürgen Lingmann und seine Truppe umgehen dieses Minenfeld mit Bravour — wohl ganz im Sinne von Autor Cooney, der sein Stück als Farce verstanden wissen will.
Wie in einer Tragödie geht es um ganz normale Menschen, die versuchen, mit einer außergewöhnlichen Situation fertig zu werden. Aber statt tiefgründiger Monologe bietet „Cash“ ein Feuerwerk von urkomischen Missverständnissen und irrwitzigen Verwicklungen, so dass die gut zwei Stunden wie im Flug vergehen.
Das Bühnenbild von Mathias Rümmler bietet eine würdige Kulisse für alles, was zuverlässig für Brüller sorgt und trotzdem überrascht: Da wird eine — in Wahrheit natürlich ganz lebendige — Leiche samt Leichensack über die Bühne gewirbelt, den Außenprüfer trifft der Blitz, und Untermieter Norman gibt sich im Fummel als Erics Frau aus. Kein Wunder, dass deren Eheberater (Henning Strübbe) einen größeren Notizblock braucht.
Aber zum Schluss — das soll nicht verraten werden. Nur so viel: „Cash“ hat sich auch in Neuss als Garant für einen amüsanten Theaterabend erwiesen. Das Publikum dankte mit tosendem Applaus.