Stehende Ovationen für Schützenpräsident Nickel

Bei der Bürgerversammlung gab es aber auch einige Seitenhiebe.

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Neuss. Um Punkt 20.20 Uhr gab es Gewissheit: Nachdem Schützenpräsident Thomas Nickel die Kardinalsfrage gestellt hatte, wurde durch das laute „Zog Zog“ besiegelt, dass das Neusser Bürgerschützenfest auch in diesem Jahr stattfindet. Stehende Ovationen für den Präsidenten, ein wenig Melancholie und einige Seitenhiebe: Die rund 300 Schützen in der Stadthalle erlebten eine launige Bürgerversammlung.

In seiner Rede hob Nickel die Besonderheiten der Quirinus-Stadt und der Menschen, die in ihr leben, hervor. „Dort, wo anderswo Anonymität herrscht, gibt es in Neuss ein ganzes Stück mehr Gemeinwesen und Gemeinschaft. Das ist auch eine Frucht unseres Festes“, sagte der Schützenpräsident, für den es stehende Ovationen gab, nachdem Bürgermeister Reiner Breuer ihm zuvor für seine Verdienste gedankt hatte. Schließlich begeht Nickel in diesem Jahr sein letzten Schützenfest als Präsident. „Ich habe mir eigentlich vorgenommen, in diesem Jahr nicht bei jeder Veranstaltung zu denken, dass es für mich die letzte ist. Das macht es einem schwer. Ich sage mir jeden Morgen: Im November sind erst die Wahlen. Bis dahin feiern wir noch alle gemeinsam Schützenfest.“

Doch bei Lobeshymnen und Danksagungen blieb es nicht. So wurden auch in diesem Jahr wieder einige Seitenhiebe verteilt. Kritik in Richtung von Reiner Breuer gab es von Komitee-Mitglied Markus Jansen: „Herr Bürgermeister, Sie wissen, dass sich die Stadt wieder mehr einbringen und auch das gut gefüllte Stadtsäckel wieder weiter öffnen muss.“ Schließlich würden viele Aufgaben, die die Stadt seit jeher für das Fest übernommen hatte, „scheibchenweise dem Verein zugeschoben“.

Nachdem Thomas Nickel sich wiederholt dagegen ausgesprochen hatte, Frauen zur Parade zuzulassen, konterte Breuer zu Beginn seiner Rede: „Hoppla, da habe ich ja tatsächlich die Damen des Hauptausschusses der Stadt Neuss begrüßt. Sorry, da bin ich in meiner Rede ein Jahr weiter in die Zukunft gegangen.“ Schließlich könne es ja sein, dass ein neuer Präsident neue Dinge einführt.

Doch nicht nur an Nickel, sondern auch an Landrat Hans-Jürgen Petrauschke richtete Reiner Breuer einige spitzzüngige Worte. So erinnerte der Verwaltungschef daran, dass es ein Landrat gewesen ist, der erstmals diese Versammlung der Bürger und Bürgerssöhne einberief. „Das war wohl das letzte Mal, dass ein Landrat in Neuss wirklich notwendig war.“