Stratege auf dem Chefsessel
Stadtwerke-Chef Heinz Runde begann seine Tätigkeit in Neuss vor 25 Jahren als Beigeordneter. Der Mann aus dem Norden ist schnell zum Neusser geworden.
Neuss. Als er nach Neuss kam, war sein erstes Amt das des Beigeordneten für Jugend und Soziales, Sport und öffentliche Ordnung, Umwelt, Feuerwehr. „Im Emsland haben sie mich vertrieben. Ich war denen zu lustig“, sagt Heinz Runde. Vor 25 Jahren begann er seine Arbeit für Neuss. Heute ist er Stadtwerke-Chef und nach wie vor „im Einsatz für die Stadt. Deshalb wird Ende Januar „silbernes Jubiläum“ gefeiert.
Ohne Geschenke, ohne Silbernadel, in der Werkstatthalle seiner Verkehrsbetriebe, wie der 61-Jährige betont, um gleich mögliche Angriffsflächen auszuschalten. „Und Reden wird es auch nicht geben.“
Der Mann aus dem Norden ist schnell zum Neusser geworden. Bald nach seinem Dienstantritt wurde er zum Grenadier (Zug „Sportfreunde“), und so bahnt sich ein zweites Jubiläum an: „Im Sommer gehe ich also zum 25. Mal über den Markt, so wie Präsident Thomas Nickel auch. Und da gibt’s dann auch einen Orden.“
Aufregend waren die Anfänge seiner Dienstzeit im Rathaus, ruhig ist es eigentlich im Laufe der Zeit nie geworden. Ein Thema aus der Anfangszeit klingt in diesen Zeiten sehr vertraut: Die Neustrukturierung der Schullandschaft mit dem Beschluss zur ersten Gesamtschule, Diskussion über den Bestand der Gymnasien und Hauptschulschließungen lagen auf dem Tisch des Beigeordneten; „und da ging es richtig zur Sache.“
Heinz Runde wurde Kämmerer und Erster Beigeordneter. Sein Traumjob, den er sich auf der Karriereleiter so gut hätte vorstellen können, wurde allerdings abgeschafft. Der Oberkreisdirektor, Verwaltungschef des Kreisgebietes, fiel der neuen Gemeindeordnung zum Opfer. Und Bürgermeister oder Landrat zu werden, kam für Heinz Runde nicht in Frage: „Politik war für mich kein Thema.“
Obwohl er, wie er gern betont, mit der Politik wie dem Handeln der Politiker vertraut sei. Das konnte er auch in der nachfolgenden Station gebrauchen: Seit 1995 Geschäftsführer bei den Stadtwerken, übernahm er dort 1998 den Vorsitz.
Das ist er geblieben und hat soeben seinen Vertrag bis zu seinem 67. Lebensjahr verlängert. „Ich musste. Ich habe eine Putz-Aversion, eine Koch-Allergie, und Gartenarbeit geht nicht wegen des Rückens.“ Das letzte Argument trifft zu, doch ließe den umtriebigen Stadtwerkechef wohl auch die Vorstellung des Rentiers nicht ruhig schlafen.
Rasant ist die Entwicklung, die die kommunalen Stadtwerke seit 1995 durchgemacht haben. Heinz Runde kommentiert es auf seine Weise: „Zu Monopolzeiten war es ja ganz schön. Aber jetzt ist es richtig spannend.“
Vieles hat sich bei den Stadtwerken in den vergangenen Jahren geändert. Aus dem Gas- und Wasser-Versorgungs- sowie dem Verkehrsbetrieb ist ein Unternehmen geworden, das auch die Stromsparte bedient, seine Geschäftsfelder ausgeweitet hat, auf regenerative Energien setzt und mit seinem Contracting-Modell bundesweit eine Führungsrolle einnimmt.
Nach langer und heftiger, auch unsachlicher Auseinandersetzung („die Zeit war nicht immer angenehm“) über eine Fusion mit den Krefelder Stadtwerken ist nun der mächtige RWE-Konzern Juniorpartner geworden. „Eine Lösung, die für mich immer Priorität hatte, zunächst aber aus kartellrechtlichen Gründen nicht funktionierte“, sagt Runde.
Reicht diese Konstruktion — einschließlich der Thüga-Beteiligung — für die Zukunft aus? Für die nächsten Jahre schon, meint der Stadtwerke-Chef. Dann seien weitere Kooperationen, „aber nicht Fusionen“, möglich.
Vor allem die Kosten der Energiebeschaffung müssten auf Sicht gesenkt werden. Generell gelte: Die Stadtwerke stehen gut da, sind gut aufgestellt. Die Lieblingstochter der Stadt? Da müsse man andere fragen, meint der Chef.
Und so planen Runde und sein Führungsteam die strategische Ausrichtung der nächsten Jahre. Seine Silber-Feier muss er nicht organisieren. Der Aufsichtsrat lädt ein. Runde sagt trocken: „Meine Frau hat schon eine Einladung. Vielleicht bekomme ich auch noch eine.“