Südbad verliert seine Türme

Gutachter halten die Sprungtürme für gefährlich — sie werden abgerissen. Dafür soll das Bad kinderfreundlicher werden.

Foto: woi (2) / Archiv (1)

Neuss. Keine zittrigen Sprünge vom „Zehner“ mehr, keine „Köpper“ vom „Dreier“ nur noch in der Schwimmhalle und unter Dach: Die Stadtwerke reißen auf dem Freigelände des Südbades die beiden Sprungtürme ab. Entfernt werden sie erst nach Ende der Freibadsaison im September, wenn der Umbau des Südbades beginnt und anstelle des mehr als 220 Quadratmeter großen Sprungbeckens eine Wasserwelt für Kleinkinder entsteht. Das Sprungverbot gilt schon vom Start der Freibadsaison am kommenden Dienstag an — aus Sicherheitsgründen.

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„Wir hätten den Turm gerne erhalten“, sagt Stadtwerke-Chef Stephan Lommetz. Doch bei der Sanierung hätten neue Normen Anwendung finden müssen — die erfüllen weder das Becken noch der Turm. Bei ihm bemängelten Prüfer, die eine sofortige Stilllegung empfahlen, die zu geringen Seitenabstände zwischen den Sprungebenen. Auf anderen Anlagen hätte das schon zu schweren Unfällen geführt, sagt Lommetz.

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Die schlechte Nachricht für Springer ist eine gute für Familien. Denn sie werden als Zielgruppe im Bad noch ernster genommen. Die Kinder-Wasserwelt ist der eine Punkt, die Sanierung des 50-Meter-Beckens unter freiem Himmel ein anderer. Das bleibt in seiner Länge erhalten, seine Sohle wird jedoch auf einem Drittel der Fläche auf die Stehtiefe von 1,36 Meter angehoben. „Für Schwimmer bringt das keine Einschränkung“, sagt Bäder-Chef Matthias Braun, doch komme man damit dem Wunsch vieler Eltern nach, mit ihren Kindern im Wasser zum Beispiel Ball spielen zu können.

Die Sanierung des Südbades ist Teil zwei der Runderneuerung. Zunächst hatten sich die Stadtwerke als neuer Hausherr der einst städtischen Anlage in den Jahren 2005 bis 2007 das Hallenbad vorgeknöpft, das zu einem Erlebnisbad verwandelt und mit einem Cabriodach ausgestattet wurde. Das wurde schon an den vergangenen sonnigen Tagen aufgeschoben und vermittelte ein Freibadgefühl — vor Beginn der Freibadsaison. Nun geht es in Phase zwei, die mit dem neuen Bäderkonzept verzahnt werden musste, um die Außenanlagen.

Die haben das offenbar bitter nötig. Der Aufwand, um das Freibad sommerfit zu machen, sei von Jahr zu Jahr größer geworden, sagt Braun. Kniffelig war nach Angaben von Bäderbetriebsleiter Alexander Bride immer, wie die frostanfälligen Fliesen über den Winter gekommen sind. Dieses Risiko schließt die Stadtwerke-Tochter Neusser Bäder und Eissporthalle GmbH (NBE) mit der neuen Materialwahl aus: Das große Becken entsteht in Edelstahl — dem Frost schnuppe ist. „Fliesenzählen“ beim Schwimmen oder Tauchen geht dann aber auch nicht mehr.

Komplettiert wird das Projekt durch den Abriss der alten Sommerumkleiden. Im Neubau an gleicher Stelle werde es mehr Duschen geben — und mehr abschließbare Schränke, betont Braun.